Apfelanbau im Himalaya – ein Verband wird unternehmerisch

von Dr. Anoush Steinberger-Ficiciyan

Als Studentin der Landwirtschaft an der Universität Bonn mitsamt seiner umliegenden Obstbaugebiete in Reinland-Pfalz, hatte ich schon immer eine große Leidenschaft für die Vielzahl an Obstsorten und die Techniken der unterschiedlichen Anbausysteme. Und so ist es mir eine große Freude, dass mich dieses Thema in meiner Arbeit als AHA Programme Manager für Indien weiterbegleiten darf. Denn auch 7000 km weit weg von Bonn, am Fuße des Himalaya Gebirges, sind Äpfel eine wichtige Kultur der Bauern und Bäuerinnen. Schneereiche, kalte Winter wechseln sich dort ab mit sonnenreichen Sommermonaten. Optimale Bedingungen also für den Anbau von Äpfeln.
Gruppenfoto mit CVA und Kavita Bhardwaj, die für die GIZ in Indien zuständig ist. Die GIZ berät CVA in praktischen Fragen des Apfelanbaus
Gruppenfoto mit CVA und Kavita Bhardwaj, die für die GIZ in Indien zuständig ist. Die GIZ berät CVA in praktischen Fragen des Apfelanbaus

Im Bundestaat Himachal Pradesh, im Städtchen Rohru, begleiten wir seit einigen Jahren die Chuwara Valley Apple Association (CVA). CVA ist ein Verband mit ca. 1000 Mitgliedern. Hauptaufgaben sind die Beratung in Anbaufragen und die Verbesserung der Verpackungstechniken und Transportmöglichkeiten für Äpfel als Dienstleistung für die Mitglieder. Während der Begleitung in ihrer Entwicklung als Organisation mit unserer AHA-Trainerin Purvi Shah-Paulini kristallisierte sich Ende 2021 raus, dass CVA neben seiner klassischen Verbandsarbeit zusätzlich einen unternehmerischen Weg einschlagen möchte. Gepuscht durch das intensive Bestreben der indischen Regierung 10.000 Farmer Producer Organisations (FPOs) gründen zu lassen, entschied sich auch CVA eine FPO zu gründen. Eine FPO ist eine Erzeugergemeinschaft; ein Zusammenschluss von Bauern und Bäuerinnen, die die Haupterzeuger eines Produkts (eines landwirtschaftlichen Erzeugnisses oder eines Industrieerzeugnisses) sind.

Unsere Trainerin Purvi Shah-Paulini und der CVA-Vorstand im Winter-Workshop 2021 bei dem der Entschluss zur Gründung einer FPO gefasst wurde
Unsere Trainerin Purvi Shah-Paulini und der CVA-Vorstand im Winter-Workshop 2021 bei dem der Entschluss zur Gründung einer FPO gefasst wurde

Um diesen Prozess möglichst gut vorbereitet zu starten, machte sich der CVA-Vorstand im Frühjahr 2022 zunächst auf eine Reise ins südliche Indien, um dort eine Woche mit Gründern erfolgreicher FPOs in den Austausch zu gehen und sich motivieren zu lassen. In den Folgemonaten wurde das erste zu verkaufende Produkt entwickelt und gemeinsam mit Naveen Kumar, einem von der AHA gestellten Experten zu Gründungsfragen von FPOs, alle notwenigen Formalitäten in die Wege geleitet. Es zeigt sich aber auch, dass die Hürden ähnlich sind zu denen hier bei uns in Deutschland. Denn die formale Gründung eines Unternehmens neben einem Verband ist das eine, die erfolgreiche Implementierung beider Organisationen mit- und nebeneinander, das andere. Daran arbeiten CVA und AHA aktuell intensiv in der Organisationsentwicklung. Fragen wie: Sind FPO-Mitglieder automatisch Verbandsmitglieder? Wer ist genau für was zuständig? Wie sind Strukturen und Prozesse beider Organisationen verbunden und wo sollte das vermieden werden? Wie viel Geld soll/darf vom unternehmerischen Gewinn an den Verband fließen und welche Dienstleistungen können sich daraus entwickeln? Sind dabei zentral.

Eine alte Apfelplantage in Rohru, die einem CVA-Mitglied gehört. Diese alten Plantagen werden auch wie bei uns in Deutschland immer weniger. Der Trend geht auch hier zu modernen Sorten und Plantagensystemen
Eine alte Apfelplantage in Rohru, die einem CVA-Mitglied gehört. Diese alten Plantagen werden auch wie bei uns in Deutschland immer weniger. Der Trend geht auch hier zu modernen Sorten und Plantagensystemen

Um an diesen Fragen weiterarbeiten zu können, haben AHA und CVA für Anfang April einen großen Expertenworkshop geplant. Eingeladen sind Expertinnen und Experten aus Landwirtschaft und Unternehmertum in Indien, die auf Grund ihrer Erfahrungen, das junge CVA-Unternehmen beratend unterstützen können. Gemeinsam sind wir bestrebt, bis zum Ende der Kooperation im Dezember 2023, ein stabiles Fundament zu schaffen, dass den Erfolg des neuen Unternehmens garantieren wird.

Die Autorin

Dr. Anoush Steinberger-Ficiciyan

Programme Manager international

Das könnte auch für Sie interessant sein:

Service

Newsletter

Mit unserem Newsletter halten wir Sie persönlich auf dem Laufenden. Wir informieren Sie über das, was besonders spannend war und ist, über das was kommt und setzen für Sie inhaltliche Akzente zu unseren Themen.