Im März 2024 sind wir in Sokodé zu Gast bei einer Genossenschaft, die Sojabohnen verarbeitet und daraus Sojamilch und Tofu produziert. Sokodé liegt im Zentrum Togos und ist bereits seit vorkolonialer Zeit ein wichtiger Handelspunkt. Dort kreuzen eine Nord-Süd- und Ost-Westachse des Verkehrs und Handels in Westafrika. Sokodé findet sich in dem Teil Togos wieder, in dem die Baumsavanne vorherrscht. Was wird hier vor allem angebaut? Bei Getreide: Hirse und Mais. Bei den Knollenfrüchten: Maniok und Yam. Und bei den Hülsenfrüchten sind es Bohnen und vermehrt Soja. Und bei den Baumkulturen hat der Cashewnussbaum in den letzten zehn Jahren eine erhebliche Erweiterung der Anbaufläche erlebt.
„Die Tofu-Spieße finden hier lokale Abnehmer“, sagt Lami Madjedje auf unsere Frage hin, an wen sie ihre Produkte verkauft. „Wir verkaufen die Tofu-Schaschlik-Spieße an Restaurants.“ Der Absatz der Spieße könnte in Zukunft noch besser sein, aber immerhin sind die Restaurantbesitzer offen für dieses pflanzliche Produkt, erzählt uns Lami Madjedje. Was uns nicht wegen der Schärfe, sondern wegen der sonst üblichen Präferenz für Fleisch positiv überrascht.
Lami Madjedje ist die Vorsitzende dieser Genossenschaft. Gegründet wurde sie vor gut zehn Jahren auf Initiative eines landwirtschaftlichen Entwicklungsprojektes, finanziert vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und durchgeführt von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Die Gründerinnen wurden damals bei der formalen Registrierung ihrer Genossenschaft unterstützt. Zudem wurden sie in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse geschult.
Heute bietet die Tofu- und Sojamilch-Produktion den Frauen der Genossenschaft und ihren Familien zusätzliche wirtschaftliche Perspektiven und Beschäftigungsmöglichkeiten. Entscheidend dabei ist, dass die wirtschaftlichen Ressourcen und Erträge ausschließlich von Landfrauen kontrolliert und genutzt werden. Frauen sind hier Unternehmerinnen, alle Entscheidungen werden von ihnen allein getroffen. Wirtschaftliche Eigenständigkeit für Landfrauen ist ebenso wichtig wie selbstbewusstes Auftreten, um Mitsprache und Teilhabe an der (land-)wirtschaftlichen Entwicklung einfordern und realisieren zu können.
Die Genossenschaft von Frau Madjedje ist Mitglied der Landfrauenorganisation „Réseau National des Femmes Agricultrices de Togo (RENAFAT)“. RENAFAT ist die nationale togolesische Frauenorganisation, vergleichbar mit den deutschen Landfrauen. RENAFATs Mitglieder sind Genossenschaften, die in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten aktiv sind. Sie sind in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung bzw. der Vermarktung aktiv.
Seit dem Jahr 2022 begleitet die AHA die Organisation RENAFAT im Rahmen des Globalvorhabens Stärkung bäuerlicher Bauernorganisationen (StäBo). Es geht darum, RENAFAT dabei zu unterstützten, die Interessen ihrer Mitglieder auf nationaler Ebene wirksam zu vertreten. Das Projekt wird finanziell vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt.
RENAFAT kommt eine tragende Rolle in der Stärkung von Frauenrechten und Frauen in der Landwirtschaft zu. Daher ist seit Beginn der Zusammenarbeit eines der wichtigen Ziele von RENAFAT, sich strategisch und kommunikativ noch besser auszurichten, um Frauen in der Landwirtschaft sichtbarer zu machen und mehr Rechte für sie zu erstreiten. Während unserer Reise nach Togo im März 2024 haben wir die Gelegenheit genutzt, unseren Partner RENAFAT zu besuchen. Wir durften ebenfalls bei ihrem Workshop zur Neuausrichtung der Kommunikation nach außen und nach innen teilnehmen.
Ebenfalls seit 2022 begleitet die AHA den Jungbauernverband „Reseau des jeunes producteurs professionelles agricoles de Togo (REJEPPAT)“ in Togo. Diese Zusammenarbeit findet auch im Rahmen des Globalvorhabens StäBo statt und wird ebenfalls vom BMZ gefördert. Als Jungbauernverband hat REJEPPAT in Togo vor allem eine zentrale Rolle bei der Förderung der ökologischen Landwirtschaft und der Förderung von Jungbauern inne. Für eine Gesellschaft, die vor allem sehr jung ist und mit der Landwirtschaft eine tragende Säule der Bruttowertschöpfung hat, sind gute und attraktive Bedingungen für junge Menschen im Agrarsektor wichtig.
REJEPPPAT und RENAFAT spielen beide eine entscheidende Rolle im landwirtschaftlichen Sektor Togos. Die AHA unterstützt die beiden Verbände in ihrer organisatorischen Entwicklung. Das Ziel: (dienst-)leistungsfähige Verbandsstrukturen und attraktive Angebote zu entwickeln, die sich am Bedarf der Mitglieder orientieren. Und natürlich die Mitsprache und Teilhabe an der landwirtschaftlichen und ländlichen Entwicklung in Togo zu fördern. Beide Organisationen haben ihren Sitz in Sokodé. Dort finden auch die Workshops statt, die im Rahmen der Begleitung der Organisationsentwicklung durchgeführt werden.
Auch REJEPPAT richtet sich mit Unterstützung der AHA kommunikativ und strategisch noch besser aus, um den Bedürfnissen seiner bisherigen, aber auch neuen Mitglieder besser zu entsprechen. Während unseres Besuchs in Sokodé im März 2024 durften wir auch bei dem Workshop von REJEPPAT zur Diskussion ihrer neuen Strategie teilnehmen. Das Thema der Agrarökologie wird für REJEPPAT auch weiterhin von überragender Rolle sein. So, wie ihren Mitgliedern gute Dienstleistungen anzubieten und der Stimme der Jugend auf nationaler Ebene Gehör zu verschaffen.
Der Artikel wurde gemeinsam mit Peter Keller, Senior Expert in Organisationsentwicklung – AHA international, verfasst.
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