„Karibuni Zanzibar“ – Willkommen in Sansibar – steht auf dem Tower des Flughafens und ich schnuppere in den exotischen 30 Grad warmen Wind, der mir um die Nase weht. Hier wartet auf meine Kollegin Barbara Pichler und mich nicht nur unser Swahili-Übersetzer William Mdemu, sondern auch eine ganz besondere Aufgabe: in den nächsten 10 Tagen werden wir 20 Teilnehmer:innen zu b|u|s-Trainer:innen (b|u|s steht für „Bauern Unternehmer Schulung“) ausbilden. Jedenfalls fangen wir damit an, der zweite Teil wird im Mai stattfinden.
Über die hohe Frauenquote von 50% freuen wir uns sehr, da die Förderung von Frauen in der Landwirtschaft einen wichtigen Teil der internationalen Bemühungen der Andreas Hermes Akademie (AHA) darstellt.
Wir sind im neu erbauten Gästehaus der State University of Zanzibar (SUZA) untergebracht und haben gut durchlüftete, großzügige Seminarräume zur Verfügung. Und direkt hinter dem Gelände rauscht der indische Ozean sanft gegen den gelben Sand.
Viele von Ihnen kennen vielleicht das b|u|s-Trainingsprogramm der AHA bei uns in Deutschland, das in neun Modulen deutsche Landwirt:innen landauf und landab darin unterstützt, ihr unternehmerisches Denken und Handeln weiterzuentwickeln.
Im internationalen Kontext besteht die Zielgruppe für das b|u|s-Training, das die AHA in verschiedenen Ländern Afrikas und in Indien durchführt, vor allem aus Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, denen so die Möglichkeit, eröffnet werden soll, langfristig ein ausreichendes Einkommen für sich und ihre Familien zu erwirtschaften.
Die AHA hat aus diesem b|u|s-Training seit 2006 eine dreiteilige b|u|s-Trainer:innenausbildung geformt: Das „b|u|s international Module 1“ fokussiert auf die Unternehmerpersönlichkeit; das „Module 2“ hat das Unternehmen, den Betrieb zum Thema und im „Module 3“ geht es um die Erstellung eines Geschäftsplans.
Dies gilt es im ersten Schritt jetzt umzusetzen. Die Teilnehmer:innen warten gespannt auf die Eröffnung des Trainings durch Vertreter:innen der beteiligten Organisationen. TAHA, der tansanische Gemüsebauernverband, ist bei diesem Projekt der Auftraggeber, TRIAS, eine Organisation der Entwicklungszusammenarbeit mit Sitz in Brüssel übernimmt das Organisatorische vor Ort und die AHA, vertreten durch Barbara und mich, führen das Training durch. Die Ausbildung wird durch die Europäischen Union finanziert.
Während das b|u|s international Module 1-Training selbst drei Tage umfasst, ist die Ausbildung zum/r Trainer:in ein 10-Tage-Programm, in dem sich die Vermittlung der b|u|s-Inhalte und der Didaktik mit praktischen Trainingssimulationen abwechseln. Nach sieben Tagen gibt es dann zwei echte b|u|s-Trainings für Landwirtinnen und Landwirte aus der Umgebung, die von der Ausbildungsgruppe alleine durchgeführt werden.
Joel Kaduma und Kassim A. Kassim unterstützen uns dabei. Sie sind Master Trainer aus Tansania, die schon viele b|u|s-Trainings durchgeführt und eine Zusatzausbildung zum Master Trainer erhalten haben. Sie werden in Zukunft unsere Aufgabe als Ausbilder von Trainer:innen übernehmen, so dass ein nachhaltiges Ausbildungssystem entsteht, das Bestand hat, auch nachdem die unterstützenden Organisationen sich zurückgezogen haben. „Das b|u|s-Programm ist das beste, das passieren konnte für mich und für die Bauern in meinem Land“ sagt Joel, selbst ein Bauer, mit seinem warmen Lächeln.
Die Entwicklung der Teilnehmer:innen geht innerhalb weniger Tage rasant voran. Einige Naturtalente im Vermitteln von Lerninhalten strahlen direkt vom Anfang an, andere entfalten ihre Fähigkeit zum/r Trainer:im Stück und Stück. Nach je zwei b|u|s-Elementen wird das Gelernte in Trainingssimulationen von den Teilnehmer:innen umgesetzt, d.h. sie trainieren ihre Kolleg:innen in kurzen Sequenzen selbst. „Da lerne ich das Meiste“ meint Salum und stürzt sich mit ernster Leidenschaft in die Aufgabe.
„Ich weiß sicher, dass dies meine Arbeit in der Zukunft sein wird“, sagt Asma und das kauft man ihr auch ab, wenn man sieht, wie souverän sie in den Trainingssimulationen agiert oder mit welcher Hingabe sie ihre Plakate erstellt.
Auch wenn die Teilnehmer:innen während der Simulation und später beim ersten echten Training natürlich Swahili sprechen, erkennen wir doch, ob beispielweise eine Verbindung zu den Zuhörer:innen aufgebaut werden kann, oder ob die Körpersprache offen und zugewandt ist. Die inhaltliche Qualität wird von Joel und Kassim beurteilt, so dass wir am Ende eine klare Vorstellung davon haben, wer von den Teilnehmer:innen das Zeug zum/r b|u|s-Trainer:in hat. Und für 14 Teilnehmer:innen steht nach dem Training fest: „Wir machen weiter“!
„Der menschliche Geist ist eine Flamme, die entzündet werden will.“ Das ist mein Credo und die b|u|s-Trainer:innenausbildung der AHA ist dafür genau der richtige Zunder. Ich freue mich auf die Fortsetzung, die b|u|s international Module 2 Trainer:innenausbildung und auf das Widersehen mit den Teilnehmer:innen im Mai.
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