Die herkömmlichen Strukturen der meisten Verbände haben ausgedient, weil sie nicht auf den permanenten Wandel ausgerichtet sind. Dieser überfordert die bestehenden Strukturen: werden Veränderungen notwendig, so können die meisten Verbände nur sehr langsam reagieren. Um aber in einer Gesellschaft mit kontroversen Diskussionen und hohen Ansprüchen mitzukommen, müssen auch Verbände sich verändern. Und sie müssen schnell agieren können und Themen aufgreifen und nach innen und außen kommunizieren.
Mitgliederzentrierung – Rollen und Aufgaben im Wandel
Es braucht schnelle und flexible Einheiten und ein optimales Miteinander von Mitarbeitern, Ehrenamt und Mitgliedern. Die Menschen, die in der Praxis und in der Region verankert sind, kennen ihre Herausforderungen am besten. Damit steuern sie eigentlich die Dienstleistungen und Themen, die ein Verband abdecken muss. Und viele, oft auch junge Mitglieder wollen aktiv mitarbeiten und mitdenken. Sie wollen Mitreden und nicht nur sich gegenseitig austauschen. Dafür bringen sie auch die Fachexpertise mit.
Entscheidungssache
Flexibles Reagieren ist nur dann möglich, wenn nicht jeder Schritt abgestimmt werden muss und dazu erst verschiedene hierarchische Ebenen durchlaufen werden müssen. Zumal die junge Generation nicht mehr zufrieden ist, soll sie sich erst über Jahre die „ehrenamtlichen Sporen“ verdienen, bis sie in verantwortliche Ämter gewählt werden.
Eine zentrale Zukunftsfrage lässt sich daraus ableiten: welche Strukturen und Regeln hemmen unsere Handlungsfähigkeit und Reaktionszeit? Manche Verbänden und viele Unternehmen arbeiten mittlerweile ohne strikte Hierarchien und in Projekten. Bei der Organisation ist es wichtig, dass möglichst alle, die zusammen an einem Prozess arbeiten, ohne langwierige Abstimmungsprozesse über Hierarchien und Zuständigkeitsgrenzen hinweg agieren können. Um schnelle Entscheidungen zu ermöglichen, werden die Rahmenbedingungen und Vorgaben vorab geklärt, so dass das Team oder die Einzelperson selbständig und eigenverantwortlich die notwendigen Entscheidungen treffen kann.
Im Blickpunkt liegt der geleistete Beitrag und nicht die Funktion.
Organisationskultur: Ermöglichung
Um dies alles leben zu können, braucht es Wertschätzung, Vertrauen und Transparenz.
Die Organisationskultur kann als Orientierung dienen: Wenn jedem klar ist, was die Werte des Verbandes sind und man im Gefühl hat, was richtig und was falsch ist, kann man Entscheidungen treffen. Damit dies möglich ist, braucht es viel Kommunikation, viel Abstimmung, viel Miteinander, denn dies bildet eine Kultur heraus. Ein Verband, der mit einer Vertrauenskultur arbeitet, hat immer diverse Möglichkeiten des Austauschs und der Abstimmung und Plattformen zur Diskussion. Und die Formen dieser Zusammenkünfte können sich die Chancen der digitalen Welt zu Eigen machen und räumliche Entfernungen überwinden.
Das “neue” Ehrenamt: Brückenbauer
So neu ist es vielleicht gar nicht, aber die Notwendigkeit und Durchdringung des Verbandes mit Menschen, die neben ihrer Praxis und Fachwissen vor allem eine hohe Gabe im Umgang mit anderen Menschen haben, nimmt extrem zu. Was braucht man dazu? Menschen verbinden können und unterschiedlichste Einzelinteressen hören und das Bedürfnis dahinter verstehen zu können. Das zählt mehr als Durchsetzungsvermögen und Wege vor zu geben. Sicherlich gehört auch eine gute Portion Kritikfähigkeit und Mut dazu. Sich in entsprechenden Situationen zu trauen, auch unbequeme Wahrheiten zu benennen und kritische Diskussionen zu führen, ist ein weitere Erfolgsfaktor. Und es braucht Ideenreichtum, denn “Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.” (Albert Einstein)
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