
Führung und Selbstvertrauen
Ich beginne mit einer jungen Bäuerin aus Malawi. Sie ist Gartenbauingenieurin und lebt in der Hauptstadt Lilongwe. Von Natur aus ist sie sehr aufgeschlossen, doch in ihrer Arbeit als junge Landwirtin war sie zurückhaltend und hatte das Gefühl, keinen Erfolg zu verdienen. In Malawi – wie in vielen afrikanischen Ländern – herrscht die Überzeugung, dass Männer die Landwirtschaft vorantreiben sollten, während Frauen nur eine unterstützende Rolle spielen. Sie jedoch war anderer Meinung.
In einem der Workshops, die ich als Teil des Trainings für die erste Kohorte mit geleitet habe, ging es um die Kraft des „Ja-Sagens zu sich selbst – jeden Tag“. Zuvor hatten wir eine Übung zur Selbstwahrnehmung gemacht, die bei ihr tiefgehende Erkenntnisse ausgelöst hatte. Im Rahmen des „Ja-Sagens zu sich selbst“ sollten alle Teilnehmenden sich täglich die folgenden Sätze sagen:
Ich bin ein Mensch.
Ich verdiene es, Raum einzunehmen – ohne Entschuldigung.
Meine Gedanken und Worte sind wichtig.
Wir lehrten ihr sogar das „Ja-Lied“ auf Chichewa, das sie mit den anderen Teilnehmenden sang.
Diese Erfahrung hatte eine tiefgreifende Wirkung auf sie. Während sie sang, konnte ich sehen, dass sie innerlich bewegt war. Zwischen ihrer Selbstentdeckung während der Übungen zur inneren und äußeren Wahrnehmung und diesem Lied der Bestätigung erkannte sie schließlich, dass sie Erfolg verdiente. Sie verstand, dass es ihre Aufgabe war, eine Führungspersönlichkeit in der Landwirtschaft zu sein – und ein Vorbild für andere Frauen und junge Mädchen, die mutige, innovative und transformative Bäuerinnen werden wollen.
Heute, seit ihrem Abschluss des YLIP-Programms 2023, ist sie eine starke Botschafterin für Frauen in der Landwirtschaft und trägt ihre Botschaft auf verschiedene Foren in Afrika, den USA und Europa. Sie erzählte mir, dass sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können, dass sich ihr Leben so dramatisch verändern würde – „YLIP hat das für mich möglich gemacht!“

Gehört werden
Während PIJEL 2025, einem Kooperationsprojekt zwischen der AHA und ROPPA (Réseau des Organisations Paysannes et de Producteurs de l’Afrique de l’Ouest) dem Netzwerk der Bauern- und Produzentenorganisationen in Westafrika), wurde ich Zeuge einer weiteren beeindruckenden Veränderung. Einer der Teilnehmer aus Gambia hatte viel zu sagen, aber bis wir eine spezielle Übung zur Kunst des Gehör-Findens machten, konnte man ihn kaum hören. Wir sahen, dass er sprach, weil sich seine Lippen bewegten, doch so sehr wir ihn auch ermutigten – seine Stimme blieb leise.
Dann führten wir eine Übung durch: Sieben Teilnehmer standen an einem Ende eines großen Feldes, sieben am anderen. Ihre Aufgabe war es, ein Wort auf einer Karte laut zu rufen – erst wenn ihr Partner am anderen Ende es hören konnte, durften sie weitergehen. Beim ersten Versuch war der junge Farmer, der sich so sehr wünschte, gehört zu werden, der letzte, der sein Gegenüber erreichte.
Ich gab ihnen daraufhin das Bild mit auf den Weg, ihre Stimme wie einen Ball über das Feld zu werfen. Beim zweiten Durchgang machte er es bereits viel besser, und während des restlichen Seminars gewann er zunehmend an Lautstärke – und damit auch an Selbstbewusstsein. Kürzlich, bei einem Check-in während ihres zweiten Moduls, war ich überrascht: Auf Zoom, in einem Raum voller Kollegen, hörte ich ihn laut und deutlich sprechen – mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Er äußerte seine Freude darüber, endlich seine Stimme gefunden zu haben und nun seine Gedanken und Ideen zu klimafreundlicher Landwirtschaft mit anderen Bäuerinnen und Bauern in seiner Heimat Gambia teilen zu können.
Es gibt noch so viele weitere Geschichten, die ich erzählen könnte. Doch eines ist klar: Die Zusammenarbeit zwischen der AHA und jungen Landwirten in Süd- und Westafrika ist ein echter Wendepunkt für die Zukunft der Ernährungssicherheit auf dem Kontinent. Ich fühle mich geehrt und privilegiert, mit einem so engagierten Team von Trainer:innen zusammenzuarbeiten, das in den letzten drei Jahren transformative Konzepte mit den beeindruckenden jungen Bäuerinnen und Bauern Afrikas geteilt hat.
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