Ein wichtiger Schritt zur Erhaltung der eigenen mentalen Gesundheit kann sein, sich erst einmal mit sich selbst zu beschäftigen, sich zu spüren und die Frage zu stellen, wie es mir gerade geht und was ich aktuell brauche. Stichwort Selbstfürsorge! Denn erst wenn es mir selbst gut geht, kann ich auch anderen Gutes geben. Das kann zum Beispiel bedeuten, sich Unterstützung im Haushalt oder Betrieb zu holen – so eine Teilnehmerin, die sich dafür schon vor einigen Jahren entschlossen hat und nach wie vor froh ist, diese Entscheidung damals für sich und ihr Umfeld getroffen zu haben.
Resilienz bedeutet auch, die eigenen Glaubenssätze zu reflektieren, denn im Alltag laufen diese oft unbewusst und automatisch ab. Sie beeinflussen unsere Gedanken und Gefühle und schlussendlich wie wir uns selbst und die Welt bewerten. Den Fokus zu verändern, wie z. B. die Perspektive der anderen Person einzunehmen oder abzuwägen, wie groß ein Problem gerade wirklich ist, können helfen, die Dynamiken hinter Glaubenssätzen und Denkmustern nach und nach aufzulösen. Oftmals erscheinen uns Probleme größer als die Lösungsmöglichkeiten, die noch in uns verborgen sind. Wir dürfen darauf vertrauen, dass die Antworten auf die individuellen Fragen, die das Leben an uns stellt, bereits in uns liegen!
Die Gestaltung unserer Wirklichkeit oder Realität liegt also auch in unserer Selbstverantwortung: Was wir denken, führt zu einem bestimmten Gefühl und dadurch zu einer gewissen Handlung. Und wie wir handeln, hat häufig auch damit zu tun, welche Grundeinstellung wir zu uns selbst, unseren Mitmenschen und unserer Umwelt haben. Egal wovon ich ausgehe, schlussendlich werde ich für meine Annahmen recht bekommen. Menschen mit resilienten Eigenschaften gehen eher von einem positiven Verlauf der Dinge aus und glauben daran, dass sie etwas bewirken können. Sie wissen, dass Veränderung stets bei mir selbst beginnt! Dabei macht es einen wesentlichen Unterschied, ob ich mich gegen oder für etwas einsetze. Diese Haltung ist erlern- und trainierbar und als lohnender Prozess im Alltag z. B. durch Energie- und Sinnfragen, gezielte Atem- und Körperübungen, hilfreiche Rituale und persönliche „Burn-on-Strategien“ praktisch umzusetzen.
Im Seminar beschäftigten wir uns darüber hinaus mit den Ebenen der Veränderung und einem 7-Punkte Programm für mehr Präsenz, Gelassenheit und Selbstvertrauen im Alltag. Sich immer wieder FreiRäume zu schaffen und flexibel zu bleiben, war ein mehrfacher Wunsch der Unternehmerinnen und ist gerade in schwierigen Zeiten not-wendig. Echte Beziehungen und ein gutes soziales Netzwerk sind wichtige Ressourcen, um Krisen als Chance zum Wachsen sehen zu können. Die Teilnehmerinnen berichteten im offenen Austausch von ihren Erfahrungen und ermöglichten damit ein Lernen mit- und voneinander.
Im traditionellen Kamingespräch mit Vertreter:innen aus der Verbändewelt wurde nochmals der Wert von ehrlicher und respektvoller Kommunikation betont. Sie sind die Basis und geben Hoffnung und Zuversicht für die Betriebe im ländlichen Raum. Um als Unternehmer:innen resilient agieren zu können, braucht es eine neue Kultur des Miteinanders, wo unter anderem Wissen geteilt, Potentiale erkannt und Ressourcen sichergestellt, kontinuierliche Veränderungsprozesse etabliert und Visionen und Ziele vorgelebt werden. Mit Wertschätzung für das, was da ist, gelingt es besser, all das anzunehmen und anzugehen, was noch fehlt. Oder wie es eine Teilnehmerin in ihrem Gedicht zusammenfasste: „Fehler sind dazu da, um Fehlendes zu entdecken und manchmal auch, um uns aufzuwecken! Etwas Wut, Mut und viel Liebe gehören dazu oder die Frage: Passt mir überhaupt der Schuh? Wir dürfen wählen aus dem Erfahrungsschatz des Lebens, denn nichts war je vergebens…“
Drei intensive Seminartage liegen hinter den Frauen – viel Zeit für praktische Übungen zu den Inhalten, Selbstreflexion und Austausch. Mit neuer Motivation für ihr Wirken nahmen sie wertvolle Erkenntnisse und eine große Portion Freude für sich und ihre Unternehmen nach Hause. Sie werden in Verbindung bleiben und sich gegenseitig erinnern, achtsam auf sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse zu schauen, immer wieder zu ent-spannen und bei Allem was war, ist und kommen mag, mit Dankbarkeit den Schwierigkeiten und PROblemen im Leben zu begegnen.
Denn wie schon Viktor Frankl, der Begründer der Existenzanalyse und Erforscher der Resilienz meinte: „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit!“ Nicht die Ereignisse oder die Rahmenbedingungen bestimmen mein Leben, sondern meine Gedanken darüber und die Erfahrungen, die ich dadurch gewinne, um daraus gestärkt und proaktiv meine und unsere gemeinsame Zukunft zu gestalten.
Wer Lust hat, mehr über sich und die innere Stärke und Resilienz zu erfahren, ist herzlich eingeladen, beim nächsten Unternehmerinnen-Fachgespräch der AHA vom 11. – 13. März 2024 in Mainz dabei zu sein.
Co-Autorin: Alexandra Widiger
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