Seit 2021 hat die Andreas Hermes Akademie (AHA) gemeinsam mit Naturland – Verband für ökologischen Landbau e. V. eine Kooperation mit ACPCU in Uganda. ACPCU steht für Ankole Coffee Producers Cooperative Union. Als Dachorganisation von nun mehr 32 Kooperativen mit über 15.000 Bäuerinnen und Bauern, sind sie erfolgreich in der Vermarktung von ökologisch und sozial zertifizierten Arabica und Robusta Kaffeebohnen. Neben dem Export, bietet ACPCU seinen Mitgliedern eine Vielzahl von ökonomischen, agrar-ökologischen und sozialen Dienstleistung. Hier bei uns in Deutschland kann man ACPCU Fairtrade Kaffee in jedem gut sortierten Bio-Supermarkt finden.
Klingt also eigentlich ganz gut und auch die schwarzen Zahlen beweisen den unternehmerischen Erfolg. Trotzdem zeigte sich in der Arbeit mit AHA-Trainerin Purvi Shah-Paulini, dass auch ACPCU sorgenvoll in die Zukunft blickt. Der Kaffeemarkt in Uganda ist hart umkämpft und viele Unternehmen und Händler versuchen einen Fuß in die Tür zu bekommen. Die Methoden sind dabei meist recht einfach. Fliegende Händler reisen auf Motorrädern von Farm zu Farm und kaufen den Kaffee den Produzenten direkt ab. Viele dieser Bäuerinnen und Bauern, die vor Ort an der Straße verkaufen, sind aber eigentlich Mitglied einer ACPCU Kooperative. Der Kaffee kommt also nicht mehr bei der Kooperative an und fehlt ACPCU schlussendlich beim Gesamtvolumen. Das fällt dadurch auf, dass die Bäuerinnen und Bauern meist gar keinen Kaffee mehr liefern und oftmals nicht mehr zur jährlichen Versammlung kommen – was aber eigentlich Pflicht ist. Treten diese beiden Punkte gemeinsam über zwei Jahre auf, wird ein Mitglied als „inaktiv“ oder „schlafend“ gelistet.
Was also tun?
ACPCU und AHA haben sich zusammengetan und sind dem Problem auf den Grund gegangen. Was treibt die Menschen an, spontan an fremde Händler zu verkaufen? Was bieten die Händler, was ACPCU nicht tut? Und viel mehr…. Mit einem gemeinsam entwickelten Fragenkatalog haben wir im Spätsommer 2022 eine Umfrage unter 200 der 1089 inaktiven Mitgliedern durchgeführt. Die Befragten wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, um ein aussagekräftiges, realistisches Ergebnis zu erhalten.
Die Auswertung zeigt:
- Die ACPCU Dienstleistungen für und mit Frauen scheinen Wirkung zu zeigen. Es gibt nur wenige inaktive Bäuerinnen
- Die meisten inaktiven Mitglieder sind männlich (69%) und haben einen mittelgroßen Betrieb
- Der Preis scheint der wichtigste Faktor zu sein. Unabhängig davon, wann die tatsächliche Zahlung erfolgt
- Die Mehrheit der inaktiven Bauern verkaufte Kaffee an Händler, die sich in direkter Nähe befanden oder an Passanten.
Die Auswertung wurde daraufhin in einem gemeinsamen Workshop mit den Leitern und Leiterinnen der Kooperativen, die von inaktiven Mitgliedern betroffen sind, durchleuchtet. Im Anschluss erfolgte ein Training zu Mitgliederwerbung von unseren Ugandischen Trainern Thomas Mayega und Joseph Wandera. Dort wurde an Lösungsmöglichkeiten zu den erarbeiteten Analysen gesucht.
Folgende Maßnahmen wurden erarbeitet:
Die Kooperativen müssen in der Lage sein, die Bauern immer, direkt und zu einem guten Preis zu bezahlen. Dafür können sie im Notfall das Geld bei ACPCU leihen. ACPCU plant die Einrichtung eines Fonds, um die Kooperativen in solchen Zeiten mit Geld zu unterstützen. | Gerade junge Bauern und Bäuerinnen, die neu in das Geschäft einsteigen, oder die Felder ihrer Eltern übernehmen, müssen abgeholt werden. Sie müssen verstehen, was der Mehrwert von Kooperativen ist und wie sie durch ihre Mitgliedschaft aktiv an der Entwicklung ihrer Region beteiligt sein können. |
Die Leiter und Leiterinnen der Kooperativen werden mehr Energie in die Koordinierung ihres Wissens und ihrer Ressourcen stecken. Denn die Gemeinschaft schafft Kreativität und Raum für Lösungen. | Bevor ein Mitglied inaktiv wird, gibt es Anzeichen, wie z.B. zunehmende Lieferengpässe. Die Leiter und die Leiterinnen sollen ihre Mitglieder auf diese Anzeichen hin überprüfen. Nach der Identifizierung werden sogenannte „Agenten“ zu den entsprechenden Mitgliedern geschickt und nach Gründen und Unterstützungsmöglichkeiten gesucht. |
Die ACPCU Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden genauer darin geschult, einen engen und gemeinschaftlichen Umgang mit den Bauern zu pflegen. | Oftmals konzentrieren sich die Kooperativen in ihrer sozialen Arbeit hauptsächlich auf die kleinsten Betriebe. Eine Inaktive Mitgliedschaft ist allerdings häufig ein Phänomen mittlerer und größerer Betriebe. ACPCU muss den Blick für alle behalten und darf niemanden übergehen, auch wenn er oder sie finanziell besser aufgestellt ist. |
Mit der Umsetzung dieser neu gesteckten und wieder aufgefrischten Ziele, wollen wir – AHA und ACPCU – gemeinsam ins neue Jahr starten. Wir freuen uns sehr auf die kommenden Monate und sind stolz auf das, was bisher erarbeitet wurde.
Zahlen und Fakten zu inaktiven Mitgliedern
Trotz verstärkter Bemühungen um die Zertifizierung von Mitgliedern, mobilisiert ACPCU nur 24% des geschätzten jährlichen Produktionsvolumens. Etwa 7,1 % der ACPCU-Mitglieder sind inaktiv (1089 von 15.334). Angesichts von 1089 inaktiven Mitgliedern und einer durchschnittlichen Produktion von 772 kg pro Bauer oder Bäuerin, gehen damit im Schnitt 840.708 kg pro Jahr verloren. Das entspricht der Lieferung der größten ACPCU Kooperative.
Das könnte auch für Sie interessant sein:
-
Internationale Zusammenarbeit, Organisationsentwicklung -
Internationale Zusammenarbeit, Unternehmertum Nach Reden kommt Handeln
Lesen -
Internationale Zusammenarbeit, Entwicklung ländlicher Räume Zehn Jahre FriedensBrot: Landwirtschaft, Verständigung und Frieden gehören zusammen
Lesen
Service
Newsletter
Mit unserem Newsletter halten wir Sie persönlich auf dem Laufenden. Wir informieren Sie über das, was besonders spannend war und ist, über das was kommt und setzen für Sie inhaltliche Akzente zu unseren Themen.