Vom 3. -5 April kamen Repräsentantinnen und Repräsentanten nationaler, kontinentaler und globaler bäuerlicher Organisationen in Potsdam zusammen, um in den Austausch zu treten. Es war das erste Mal seit langem, seit prä-Pandemie, dass die Vertreterinnen und Vertreter sich persönlich austauschen und voneinander lernen konnten, Beziehungen wieder aufleben und neu schaffen konnten. In intensiven Workshopeinheiten beschäftigten sie sich mit Themen rund um die Rolle der organisierten Landwirtschaft in den Transformationsprozessen der Ernährungssysteme. Sie fragten sich: Wie funktioniert politische Interessenvertretung in diesen komplexen Prozessen? Wie schaffen wir es, die Heterogenität unserer Mitglieder gebündelt zu repräsentieren? Wie können wir sektorübergreifend zusammenarbeiten, mit dem Privatsektor, der Zivilgesellschaft und der Politik? Welche Aufgaben übernehmen wir bei der Umsetzung nationaler Ziele? Wo sind die Stellschrauben für die organisierte Landwirtschaft, um die Ernährungssysteme nachhaltiger und resilienter zu machen? Welche Ressourcen benötigen wir dafür? Und was bringen internationale Abkommen eigentlich?
Es wurde deutlich: Die organisierte Landwirtschaft funktioniert und handelt überall anders. Und doch einen sie die gleichen Herausforderungen. Die Teilnehmenden gaben zu, dass es schwierig ist, die divergierenden Interessen nicht nur ihrer eigenen Mitglieder, sondern auch zwischen den bäuerlichen Organisationen unter einen Hut zu bringen. Der kontinuierliche Dialog ist dafür unabdingbar. Doch gibt es auch einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an Bäuerinnen und Bauern, die, freiwillig oder gezwungenermaßen, nicht Teil der organisierten Landwirtschaft sind. So zum Beispiel Frauen. Während sie in manchen Regionen mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Arbeitskraft stellen, sind die wenigsten von ihnen Mitglied in einem Verband. Um also wirklich die Interessen der Landwirtschaft zu vertreten, müssen Frauen stärker eingebunden werden, waren sich die Repräsentantinnen und Repräsentanten einig.
Wenn wir über die Zukunft der Ernährungssysteme sprechen, sprechen wir unweigerlich über die Jugend, die junge Generation der Produzentinnen und Produzenten sowie Konsumentinnen und Konsumenten. Doch die Landwirtschaft ist ein zunehmend unattraktiver Sektor für junge Menschen. Die Vertreterinnen und Vertreter der Organisationen kämpfen um eine jüngere Mitgliederbasis. Als ein Grund sehen sie die unzureichenden Möglichkeiten, den Betrieb zukunftsfähig aufzubauen. Denn das bedarf vor allem eins: Geld. Doch stabile und langfristige Finanzierungsmöglichkeiten fehlen in vielen Ländern des Globalen Südens. Während in Deutschland zum Teil Finanzierungspläne über einen Zeitraum von 30 Jahren bewilligt werden, sind es in Burkina Faso zum Beispiel oft nur drei. Zu kurz, um wirklich den eignen Betrieb umzustrukturieren.
Insgesamt wird noch viel zu oft wird in Silos gedacht – Umweltschutz vs. Landwirtschaft, Klima vs. Ernährung, Ackerbau vs. Tierzucht, Biodiversität vs. hochproduktive Hybridsorten – und dabei wird vergessen, dass es sich um Ernährungssysteme handelt. Nur gemeinsam können nachhaltige Lösungen erzielt werden – und Landwirtinnen und Landwirte sind Teil der Lösung. Bei der Implementierung ambitionierter Klimaziele bedarf es der Kooperationen auf Augenhöhe. Doch gerade bei der Umsetzung wird oft über die Köpfe der Bäuerinnen und Bauern hinweg entschieden – und das, obwohl in manchen Teilen der Erde 80% der Bevölkerung im Landwirtschaftssektor arbeiten. Deshalb fordert Theo de Jager, Präsident des Weltbauernverbandes (WFO): „We want to be in the kitchen, we want to be part of the planning of the menu!” (Wir wollen in der Küche sein, wir wollen bei der Planung des Menüs dabei sein).
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