Die Grüne Woche gehört für mich seit der Grundschule zum Pflichtprogramm. Die Messe war für mich das kulinarische Fenster zur Welt. Stolz erzählte ich meinen Mitschüler:innen, wie der alte italienische Käse schmeckt oder der äthiopische Kaffee, den ich dort zum ersten Mal probieren durfte. Die Landwirtinnen und Landwirte hinter den Produkten kennenzulernen, lag mir am Herzen. In einem Gespräch auf der Messe hörte ich zum ersten Mal vom WFO Gymnasium Programm.
Es ist ein Capacity Building Programm der World Farmers Organisation (WFO). Der „Weltbauernverband“ ist eine Dachorganisation landwirtschaftlicher Interessenverbände wie dem Deutschen Bauernverband und deren gemeinsame Plattform untereinander. Sie dient als Sprachrohr nach außen auf internationalen Konferenzen. Bottom-up werden in der WFO gemeinsame Positionen und länderübergreifend Lösungen für nachhaltige Landwirtschaft gesucht. Die Themen befassen sich mit Innovation und fairem Zugang zu Ressourcen und Märkten für Landwirtinnen und Landwirte weltweit.
Um die Meinung ihrer Mitglieder und zukünftigen Unterstützer zu erfahren, wendet sich die Organisation verstärkt jungen Landwirtinnen und Landwirten zu. Aus ihnen bildet sich das jährliche „Gymnasium“-Programm mit 23 Junglandwirtinnen und Landwirten zwischen 20 und 35 Jahren aus allen Kontinenten. Seit Februar tauschen wir uns nun online aus. Die beiden engagierten Trainerinnen Giada und Annalisa haben uns in intensiven Trainingstagen auf das Halten einer öffentlichen Rede vorbereitet. Gemeinsam wurde diese in Begleitung der UN-Wasserkonferenz vorgetragen und Silvia, unsere junge italienische Winzerin, konnte damit anschließend an der WFO Jahreskonferenz in Südafrika teilnehmen.
Wie nervenaufreibend große Konferenzen sein können, konnten wir im Verhandlungsprozess eines eigenen Papiers erfahren. Hierzu haben wir uns auf 6 Schlüsselinteressen junger Landwirtinnen und Landwirten weltweit geeinigt. Nach den engagierten Diskussionen in dieser Runde freue ich mich umso mehr alle Teilnehmenden persönlich kennen zu lernen. Und dieses Projekt steht noch an. Seit letztem Monat dreht sich alles um die Abschlussveranstaltung. Die persönliche Teilnahme des Gymnasiums bei der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai. Gemeinsam sind wir damit beschäftigt, für diese wichtige Veranstaltung im November die relevanten Themen aufzubereiten, Positionen zu entwickeln, Formate vorzubereiten und Podiumsdiskussionen zu organisieren. Die Sichtbarkeit der Bäuerinnen und Bauern an der COP28 soll mit unserer Präsenz und Unterstützung des WFO Teams vor Ort erhöht und die Stimme lauter werden. Das ist der Test und zugleich die Realität für uns alle, die wir seit Januar zusammen intensiv zu besseren Kommunikatorinnen und Kommunikatoren sowie Vertreter:innen bäuerlicher Interessen auf nationaler, regionaler und Globaler Ebene ausgebildet und begleitet wurden.
Wichtig für mich ist dabei aber auch das gegenseitige Kennenlernen von uns jungen Landwirtinnen und Landwirten. Ich möchte ihr Engagement für die Branche in ihren Ländern besser verstehen. Deshalb bin ich sehr gespannt, was wir noch voneinander lernen können, und freue mich auf die intensive Zeit an der COP.
Die Andreas Hermes Akademie unterstützt seit 2023 die Planung und Durchführung des Gymnasiums als wichtiger Plattform junger Interessensvertreter:innen weltweit. Wir sichern dabei die Teilnahme zweier zusätzlicher afrikanischer Teilnehmenden durch unseres BMZ finanzierten Globalvorhabens „Stärkung bäuerlicher Organisationen“ und werden uns auf Wunsch und Einladung der WFO 2024 auch in Bezug auf Inhalt und Methoden einbringen.
Gastbeitrag von Leon Johann Andreas Ranscht
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