Landwirtschaftliche Verbandsvertreterinnen aus Afrika und Deutschland: miteinander wachsen und Einfluss gewinnen

von Zara Grauer

Im Mai 2024 startete die zweite Runde des "Women Farmers‘ Leadership Programme", welches federführend vom Panafrikanischen Bauernverband (PAFO) geleitet und partnerschaftlich von der Andreas Hermes Akademie (AHA) und dem Deutschen LandFrauenverband (dlv) durchgeführt wird. Dieses Jahr findet der Austausch erstmals auf Französisch statt und bringt 17 Frauen aus elf afrikanischen Ländern mit Frauen aus Deutschland zusammen.

Alle Teilnehmerinnen sind von den jeweiligen regionalen Bauernverbänden Afrikas (RFOs) ausgewählt worden und agieren als hochrangige, gewählte Vertreterinnen von nationalen sowie regionalen Verbänden in der Landwirtschaft. Im vergangenen Jahr fand die erste englischsprachige Runde des Programms statt, mit dabei 15 afrikanische Frauen sowie fünf deutsche Frauen.

Der Panafrikanische Bauernverband (PAFO) vertritt die Interessen von Kleinbauern und Landwirten in ganz Afrika und fördert nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken. Träger von PAFO sind die fünf regionalen Bauernorganisationen (RFOs): East African Farmers Federation (EAFF), Plateforme Régionale des Organisations Paysannes d’Afrique Centrale (PROPAC), Réseau des Organisations Paysannes et de Producteurs de l’Afrique de l’Ouest (ROPPA), Southern African Confederation of Agricultural Unions (SACAU) und Union Maghrébine et Nord Africaine des Agriculteurs (UMNAGRI). Für mehr Informationen besuchen Sie die PAFO-Website.

Das Programm zielt darauf ab, die Präsenz und den Einfluss von Frauen in Führungspositionen in der Landwirtschaft zu stärken und ihre Netzwerke auf internationaler, regionaler und nationaler Ebene auszubauen.


“Mein Wunsch ist es, eine Führungspersönlichkeit zu werden. Das ist der Grund, weshalb ich diesen Kurs mache. Sicher braucht es noch eine Weile. Aber vielleicht werde ich eines Tages andere Frauen weiterbilden, mit ihnen wachsen und eine große Leaderin sein.”

Aichatou Sakho, 26 Jahre alt, Reis- und Gemüsebäuerin aus Mauretanien und jüngste Teilnehmerin am Women Leadership Programme 2024. Mitglied der Maghrebinischen und nordafrikanischen Union der Landwirt*innen (UMNAGRI).


Die erste Workshoprunde fand in der Nähe von Erding in Bayern statt und hatte zum Ziel, den indi­vi­duellen Führungsstil und die vorhandenen Führungskompetenzen der Frauen zu analysieren. Dabei wurde die eigene Rolle innerhalb der Organisation sowie das persönliche Verständnis von Führung reflektiert. Die Teilnehmerinnen setzten sich intensiv mit sich selbst auseinander und nutzten gleichzeitig die Gelegenheit, ihre Erfahrungen und Perspektiven mit den anderen Frauen im Programm zu teilen.

Neben intensiven Dialogen im Workshop besuchten die Teilnehmerinnen an einem Exkursionstag zwei von Frauen geführte landwirtschaftliche Betriebe in der Nähe von München und den Bayerischen Bauernverband (BBV). Der Fokus bei dem Besuch des BBV lag auf dem Austausch über die Rolle von Frauen in bäuerlichen Organisationen: Christine Reitelshöfer, erste stellvertretende Landesbäuerin in Bayern und zweite Vizepräsidentin des dlv, sprach über die Frauen innerhalb des BBV. Anschließend berichtete Angelika Eberl über das Engagement des BBV in Kenia, worauf ein intensiver Dialog mit den Teilnehmerinnen folgte.


“Die Frauen in meiner Organisation sind Bäuerinnen und zugleich Vorbilder und charismatische Führungspersonen. Dennoch werden wir die Erfahrungen der anderen Frauen, die uns hier in Deutschland empfangen haben, mit aufnehmen, damit unser Führungsstil noch besser wird. Eine Führungskraft zu sein, bedeutet, eine Organisation dem Gemeinwohl zuzuführen.”

Kavira Kapitula Esperance, Bäuerin aus Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo. Präsidentin der Ligue des Organisations des femmes paysannes du Congo (LOFEPACO), Teil der East African Farmers Federation (EAFF).


Bereits vier Wochen nach dem ersten Treffen zeigte sich der Erfolg dieses Programms: Die Frauen gründeten ein Netzwerk und tauschten sich intensiv auf digitalem Wege aus. In einer ersten Online-Session diskutierten sie mit der ehemaligen CEO des Weltbauernverbandes (WFO) Arianna Giuliodori und teilten ihre persönlichen Erfahrungen als hochrangige Führungskräfte.

Der zweite Workshop wird im November in Kigali, Ruanda stattfinden. Bis dahin sind weitere Online-Sitzungen geplant, welche sowohl dem Austausch zwischen den Teilnehmerinnen als auch der Vernetzung mit weiteren externen Führungspersönlichkeiten dienen. Das Programm fördert somit den kontinuierlichen Aufbau von Kapazitäten und schafft eine Plattform für nachhaltige Gespräche.


„Ich habe die Vision, dass ich die Erfahrungen, die ich von anderen Frauen aus anderen Ländern und Kontinenten mitbekommen habe, teilen werde. Als Führungsperson muss ich daran arbeiten, auch andere Frauen in unserem Netzwerk mitzunehmen. Ich muss etwas zurückgeben. Ich muss sie mitnehmen, teilhaben lassen, damit sie auf dem gleichen Stand der Informationen sind. Das wird die Funktionsfähigkeit unseres Netzwerks perfektionieren.“

Lami Madjedje, Präsidentin des Nationales Netzwerks der Landwirtinnen in Togo (RENAFAT Centrale), Teil des Regionalen Dachverbands der Bauernverbände im östlichen Afrika.


Die AHA freut sich, dieses wichtige Projekt gemeinsam mit PAFO und dem dlv voranzutreiben und damit zur Stärkung der Frauen in der Landwirtschaft weltweit beizutragen. Gemeinsam schaffen wir eine Zukunft, in der Frauen in Führungspositionen selbstverständlich sind und ihre Stimmen Gehör finden.

Mehr Informationen über die erste Programmrunde in 2023 gibt es hier:

Die Fotos und Zitate wurden von Claudia Jordan (GIZ) aufgenommen.

Die Autorin

Zara Grauer

Programme Manager international

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