Im Rahmen des Austausches, der 2019 erstmalig stattfand, machen die Teilnehmenden ein dreimonatiges landwirtschaftliches Praktikum auf einem Betrieb. Dieses Jahr sind es 11 deutsche und 17 ugandische Praktikanten und Praktikantinnen jeweils im anderen Land. Erstmalig in diesem Jahr nehmen 5 kenianische Praktikantinnen und Praktikanten am IYFEP teil. Dabei sind wir alle auf unterschiedlichen landwirtschaftlichen Betrieben untergebracht, auf denen wir täglich mitarbeiten. Ich persönlich bin auf einem Milchviehbetrieb im westlichen Uganda im Kazo District untergebracht, in der Region Ankole.
In Ankole hat die Rinderhaltung einen besonderen Stellenwert. Das Landschaftsbild ist durch grasende Kühe gekennzeichnet. Die Kultur ist stark von der Viehhaltung geprägt. Die Menschen fühlen sich ihren Tieren sehr verbunden und pflegen viele Traditionen. Darunter zählen z. B. Milchlagerung und -verarbeitung in traditionellen Behältnissen und das Treiben und Hüten der Rinder mit einem speziellen Stock. Die Milchproduktion ist eine wichtige Einkommensquelle in der Region. Auf den meisten Farmen wird mit der Hand gemolken. Diese Betriebe sind somit energieautark. Zeitgleich zum Melken werden auch die Kälber versorgt. Sie werden nach dem Melken ans Euter ihrer Mütter gelassen und trinken die restliche Milch. Danach werden Mutter und Kalb wieder in unterschiedliche Bereiche getrennt. Die Milch wird überwiegend in Milchkannen, mit einem Fassungsvermögen von 50 Litern, gesammelt und von Milchtransportern abgeholt. Die Milchtransporte finden entweder per LKW oder auch per Motorrad statt. Die Milch wird von den Fahrer:innen weiter an Molkereien und Verarbeiter:innen verkauft.
Die ursprünglichen Rasse der Region ist das Ankolerind. Diese Rasse unterscheidet sich in erster Linie durch ihr außergewöhnlich starkes Hornwachstum von anderen Rassen. Die Farbe der Tiere ist in den meisten Fällen ein kastanienbraun. Die extrem großen Hörner sind in weißer Farbe gewünscht. Die Identifikation mit dem heimischen Rindvieh ist in der Region stark zu spüren. Die Milchleistung ist sehr gering, doch sie werden von vielen Familien gehalten.
In den 1980er Jahren wurde mit dem Zukauf und der Einkreuzung der Milchviehrasse „Holstein Frisian“ begonnen, um die Milchleistung der Kühe zu verbessern. Daher sind heute viele Milchkühe zu finden, die einen starken Milchcharakter haben. Die meisten Tiere sind in vielen Generationen der Verdrängungskreuzung gezüchtet worden. Es sind jedoch auch heute noch viele Kreuzungen der ersten Generationen zu finden, diese haben Merkmale beider Rassen, Holstein Frisian und Ankole. Die deutlich größeren Hörner, das Skelett und die Farbzeichnung des Fells lassen es schnell erkennen, dass Merkmale beider Rassen verankert sind. Dies spiegelt sich auch oft in der Milchleistung wider. Die Kreuzungen der ersten Generationen haben oft eine geringere Milchleistung als eine Holstein Frisian Kuh. Allerdings sind diese Kühe deutlich resistenter gegen Umwelteinflüsse.
Die Art des Zusammenlebens wird auch bei der Tradition des Verschenkens von Rindern deutlich. Es ist üblich, dass eine Kuh oder ein Rind verschenkt wird. Der Beschenkte gibt dann ein Tier zurück, nachdem zweimal Nachkommen bei ihm auf der Farm geboren wurden. Dieser Ausgleich stellt das Gleichgewicht wieder her und gibt gleichzeitig die Chance sich die Herde aufzubauen. Dies spielt z.B. bei Hochzeiten eine besondere Rolle. Es wird ein Brautpreis von der Familie des Bräutigams an die Familie der Braut gezahlt, dieser beträgt zwischen 12 und 15 Kühe.
Die Rinderhaltung, das Selbstverständnis der Menschen und die kulturelle Prägung der Region Ankole sind einzigartig und spiegeln die Verbindung zu den Vorfahren und zur Natur wider. Für mich ist es eine sehr schöne Erfahrung beobachten zu dürfen, wie die Traditionen von Generation zu Generation weitergegeben und gepflegt werden.
Das spannende an dem IYFEP ist, dass alle von uns unterschiedlichste Erfahrungen sammeln dürfen, da wir in unterschiedlichen landwirtschaftlichen Betrieben, bei unterschiedlichen Familien, mit unterschiedlichen Kulturen leben und mitarbeiten. Die Vielfalt der Erfahrungen macht die Vielfalt von Uganda deutlich, welches eine weitere wertvolle Erfahrung ist. Daher ist es so wichtig, dass es Raum für den Austausch der Praktikanten und Praktikantinnen gibt. Dies ist in Seminaren, welche Bestandteil des IYFEPs sind, möglich.
Mein Fazit: Es ist schön zu sehen, wie aus der Vielfalt der Eindrücke und Erfahrungen von allen Teilnehmenden die Gruppe stärker zusammenwächst, sodass sicherlich langanhaltende interkulturelle Freundschaften durch diesen Austausch entstehen.
Mehr Informationen zum IYFEP gibt es hier.
Die Bewerbung ist ab sofort bis einschließlich dem 31. Januar wieder möglich. Ansprechpartner ist Johannes Leberer. Voraussetzungen und weitere Infos zur Bewerbung findet ihr auf der Website der Schorlemer Stiftung des Deutschen Bauernverbandes e.V. (DBV).
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