Der Mensch steht im Mittelpunkt
Das digitale Zeitalter hat zusätzlich neue Formen der Arbeitserledigung und Zusammenarbeit vorangetrieben und ermöglicht, womit der Bedarf an neuen Fähigkeiten und Kompetenzen für Führungskräfte steigt. Lange Zeit war das vorrangig bestehende Bild der Führung des Managens und Leadens, dass sie organisiert, strukturiert, Entscheidungen trifft, Vorgaben und Anweisungen gibt, also managet und leitet entlang der Vision die Prozesse von oben nach unten (sog. Top-Down-Ansatz). Heute gelingt das bei der Komplexität der Herausforderungen und Anforderungen, der Schnelllebigkeit und Dynamik und auch bei den Bedürfnissen der Mitarbeitenden jedoch nur noch selten. Die Prioritäten der Führung verschieben sich. Die Bewältigung dessen schafft keine einzelne Person, sondern die Lösung liegt im Zusammenspiel von Fähigkeiten und Können verschiedener Menschen. Dafür brauchen Führungskräfte neben ihrer visionären Vorstellungskraft Menschenkenntnis: Menschenkenntnis für das Wahrnehmen der Fähigkeiten und Potentiale und der Unterschiedlichkeit der Bedürfnisse der Kolleg:innen und Empathie, um Situationen nachvollziehen und sich in die Erlebens-Sicht der Mitarbeitenden hineinversetzen zu können. Sehr unterstützend wirkt der einfache Faktor, dass führende Menschen auch Freude am Umgang mit Menschen und deren Zusammenführung haben und nicht vorranging an Prozessen, Sachaufgaben und Themen interessiert zu sein. Man könnte meinen, dass sei selbstverständlich, ist aber in vielen Fällen nicht gegeben.
Team- und Netzwerkstrukturen als Schlüssel zum Erfolg
Da viele Aufgaben heute vermehrt in funktionsübergreifenden Teams erledigt werden, die sich Projektbezogen zusammenstellen, bedarf es führungsseitig weiterer Anpassungen. Weg von statischer Zuständig- und Zugehörigkeit mit Vorgaben hin zu einer betreuenden, wandelbaren und variierenden Führung mit einem Klima der Unterstützung und Raum für Ermöglichung. Der Begriff „Führung“ könnte hier schon beinahe Verwirrung stiftend erscheinen, die Führungskraft wirkt verbindend, organisiert ein Netzwerk und es braucht zwingend ein höheres Maß an Austausch und interner Kommunikation. Aus „Manager:in“ wird „Kommunkator:in“ mit den Fähigkeiten im Umgang mit Emotionen und Sachverhalte klar, wahrhaftig und wertschätzend benennen zu können.
Befähigung anstelle von Controlling
Entscheidungen von gestern können in der VUKA-Welt rasant schnell überholt sein, die einzig wahre und richtige Entscheidung gibt es nicht mehr, es ist die Zeit von Versuch und Weiterentwicklung. Nicht mehr eine Person entscheidet, sondern Optionen und mögliche Varianten werden entwickelt und bewertet, als Pilot-Projekte unfertig getestet. Das setzt Mut und Toleranz voraus und Vertrauen in die Fähigkeiten des Teams und bedarf Schnelligkeit in den Prozessen und eine stete Anpassungsfähigkeit. Denn eine Option kann sich gleichzeitig für die eine Fragestellung als richtig (das heißt problemlösend) erweisen und in anderen Kontexten sehr suboptimal sein bzw. ein ganzes Bündel an weiteren Herausforderungen auftun. Diese fehlende Eindeutigkeit der Ausgangslage und der Problemlösung fordert ein hohes Maß an Ambiguitätstoleranz (die Fähigkeit anstelle von Eindeutigkeit ein Sowohl-als-auch auszuhalten) und Kreativität, um vielfältige Ideen und Lösungen zu ermöglichen. Um sich dann im Team entscheiden zu können, braucht eine Führungskraft die Fähigkeit, Commitment zu schaffen und zu koordinieren.
Um bestmöglichen Synergien zu schöpfen und den Raum zu schaffen, dass Mitarbeitende ihr volles Potential entwickeln und entfalten können, bekommt auch die Führungsrolle als coachende und motivierende Person ein deutlich höheres Gewicht. Die Führungskraft gibt nicht mehr die Richtung vor, sondern gestaltet die Rahmenbedingungen und korrigiert notfalls den Kurs. Dies geschieht nicht durch Controlling von Ergebnissen, sondern durch Anregung von Kreativität für Innovationen, mittlerweile eine Kernaufgabe von Führung. Wohin dabei die Reise geht, beschreiben Trends und Chancen, die erkannt und genutzt werden müssen.
Sicherheit im Umgang mit sich selbst
Bei all diesen Anforderungen stellt sich die Frage: Wer soll das leisten? Sicherlich ist nobody perfect, aber sich selbst und die eigenen Stärken und Schwächen gut zu kennen, sich selbst gegenüber tolerant und liebevoll zu sein anstelle von streng und kritisch, helfen auf dem Weg. Und wenn es mal nicht so läuft, sollte eine Führungskraft wissen, wie sie sich selbst ins Lot bringt, sich zu sammeln und die eigenen Ressourcen planvoll einzusetzen (Selbstkenntnis, Selbstführung und Selbstwirksamkeit).
Zusammenfassend gestaltet sich Führung mit einer Ausrichtung auf den Sinn basierend mit Werten und Maß. Gestützt durch die Fähigkeiten:
- diese Sinnhaftigkeit vermitteln zu können
- dem Fokus auf die Menschen, die in der Organisation arbeiten
- interessiert an Weiterentwicklung zu sein
- Veränderungen willkommen zu heißen
- Verantwortung abgeben zu können
- Zusammenarbeit zu fördern
Grundvoraussetzungen für all dies besteht im Wissen um die eigene Wertvorstellung, eine wertschätzende innere Haltung und kongruentes, das heißt stimmiges und authentisches Verhalten sowie das Vorleben des lebendigen Purpose der Organisation.
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