Nachhaltige Services für die kenianische Kleinbauernschaft

Der Zweck mitgliederorientierter Bauernverbände (BO) besteht darin, die Bedürfnisse und Interessen ihrer hauptsächlich aus Kleinbäuerinnen und -bauern bestehenden Mitglieder auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene zu repräsentieren. Dieses Kernmandat wird jedoch von den Mitgliedern an der Basis nicht immer wahrgenommen und generiert in der Regel kein nachhaltiges Einkommen für die Organisation.
Lehrgang zu Integriertem Bodenfruchtbarkeitsmanagement

Wie gehen wir dieses Thema in der Organisationsentwicklung mit unseren Partnern an?
In Kenia beziehen wir die Entwicklung nachhaltiger Unternehmensdienstleistungen in unsere Zusammenarbeit mit der Kenya National Farmers’ Federation (KENAFF) ein, um den Verband beim Aufbau einer stabilen Mitgliedschaft und der Erreichung der Selbstversorgung zu unterstützen.

KENAFF ist die Dachorganisation der Bauernverbände in Kenia. Ihre Mitglieder sind in und über Rohstoffverbände, Genossenschaften, Erzeugergemeinschaften, Selbsthilfegruppen von Landwirt:innen und landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaften organisiert. Die Andreas Hermes Akademie (AHA) unterstützt KENAFF seit 2016 bei der Dezentralisierung von der nationalen auf die Bezirksebene in ausgewählten Bezirken. Im Jahr 2022 wurde der Bedarf an bezirksspezifischen Dienstleistungen ermittelt, um die Unabhängigkeit der Kreisverbände von der nationalen Ebene weiter zu stärken. Ziel ist es, innerhalb der Organisation attraktive Vorteile zu schaffen, die den Mitgliedern beispielsweise Wissen, Zugang zu Absatz- und Beschaffungsmärkten, finanzielle und technische Unterstützung oder die gemeinsame Nutzung von Ressourcen bieten. Im Idealfall decken diese Dienstleistungen bestehende Lücken im lokalen Agrar- und Ernährungssystem ab, z. B. die Auflösung der landwirtschaftlichen Beratungsdienste.

Das KENAFF und AHA-Team auf Informationsreise in Meru County

Bei mehreren Besuchen in den Bezirken und Workshops mit Vertreter:innen der Bezirksverbände hat KENAFF zusammen mit der AHA-Trainerin und Agrarökonomin Jasmin Sani verschiedene mögliche Dienstleistungen für die jeweiligen Bezirksverbände ermittelt, darunter die folgenden:

  • Feldtage, um Landwirt:innen über bestimmte Themen zu informieren, die Vernetzung zwischen Landwirt:innen und landwirtschaftlichen Betrieben zu fördern und KENAFF als Marke zu etablieren.
  • Marktzugang für und mit Landwirt:innen, Exporteur:innen, Hersteller:innen von landwirtschaftlichen Betriebsmitteln und Verarbeiter:innen von landwirtschaftlichen Erzeugnissen sowie Großhändler:innen.
  • Projektantragsstellung, um es den Bezirken zu ermöglichen, Projekte sowie Mittel zu akquirieren, und sie in die Lage zu versetzen, Landwirt:innen oder landwirtschaftlichen Gruppen bei der Antragstellung behilflich zu sein.
  • Gemeinschaftliche Lieferverträge, um Landwirt:innen Zugang zu günstigen Konditionen und Mengenrabatten von Lieferant:innen zu verschaffen.
  • Peer-to-Peer-Lernkonzepte, um führende Landwirt:innen in die Lage zu versetzen, Schulungen zu bestimmten Themen, z. B. integriertes Bodenfruchtbarkeitsmanagement oder Unternehmertum, zu ermöglichen.

Da die Bedingungen in den Bezirken unterschiedlich sind, sind nicht alle vorgeschlagenen Dienstleistungen für jeden Bezirksverband geeignet. KENAFFs und unser Ziel war es jedoch, mindestens eine Dienstleistung pro Bezirk zu ermitteln, die zu den vorherrschenden Umständen passt. In den letzten zwei Jahren wurden diese Dienstleistungen aufgebaut, als Pilotprojekte durchgeführt, evaluiert und weiterentwickelt. In Jasmin Sanis letzten Workshops im Februar und August 2024 konnten die Vertreter:innen und Mitarbeiter:innen der Bezirke viele Erfolgsgeschichten erzählen.

Erick Kasmara, Siaya County Coordinator, berichtet von Feldtagen aus Siaya

Erick Kasmara, Koordinator des Bezirksverbandes von Siaya, berichtete stolz, dass im August 2023 der erste Feldtag stattfand, der Einnahmen generierte. Erick und seine Kolleg:innen wollten Kooperationen für Landwirt:innen schaffen, eine Plattform für den Austausch bieten und den Tag nutzen, um die Sichtbarkeit von KENAFF in Siaya zu erhöhen. Neben KENAFF waren neun weitere Organisationen oder Unternehmen aus dem Agrarsektor vertreten, darunter die Bezirksverwaltung, Düngemittelproduzenten, Geflügelproduzenten und Jugendorganisationen.

Zum Absatz der landwirtschaftlichen Produkte wird Marktzugang benötigt

Darüber hinaus wurden in mehreren Bezirken Marktverbindungen hergestellt, indem einfache Methoden wie WhatsApp-Gruppen eingesetzt wurden, um einen einfachen Zugang zu gewährleisten. Landwirt:innen und andere Akteur:innen entlang der Wertschöpfungsketten können diese Gruppen für das Vertriebsmarketing sowie für den Austausch über verwandte Themen nutzen. Der nächste Schritt wird darin bestehen, die Gruppen aus den Bezirken mit der nationalen Ebene zu verknüpfen, um Verbindungen und Austausch zwischen den Bezirken zu ermöglichen.

Im Bezirk Meru wurde KENAFF bei der Durchführung von Schulungen zu klimafreundlicher Landwirtschaft und integriertem Bodenfruchtbarkeitsmanagement (ISFM) von örtlichen Maschinenringen und der AHA unterstützt. Aufgrund der hohen Nachfrage und des positiven Feedbacks schlug KENAFF vor, eine ausgewählte Gruppe von führenden Landwirt:innen als Multiplikatoren auszubilden, um einen Dienst zum Kapazitätsaufbau in Meru zu entwickeln. KENAFF Meru wählte Landwirt:innen mit einer landwirtschaftlichen Ausbildung oder Erfahrung als Berater:in aus und bildete sie in ISFM durch Patrick Owino Okello, technischer Berater für den Maschinenring, aus. Gemeinsam mit Jasmin Sani wurden ein Geschäftsplan und ein Konzept für Schulungen für Landwirt:innen entwickelt und im Oktober 2024 eingeführt. Die ersten Ergebnisse deuten bereits auf weitere Entwicklungen hin, wie z. B. Partnerschaften mit Kalklieferanten und Anbietern von Bodenuntersuchungskits, um die kostengünstige Schulung (200 KES = 1,50 EUR/Landwirt) für die Landwirt:innen noch attraktiver und einzigartiger zu machen. Wenn alles gut geht, ist die Ausweitung auf andere KENAFF-Bezirke geplant.

Prof. Kaburu M’Ribu, nationaler Verbandsvorsitzender

Prof. Kaburu M’Ribu, Vorsitzender des KENAFF-Bezirksverbandes in Meru und nationaler Verbandsvorsitzender, fasst die Bedeutung einer angemessenen Dienstleistungserbringung zusammen: „Wir als Führungskräfte der Bezirksverbände müssen Dienstleistungen anbieten, die direkt auf die Bedürfnisse unserer Landwirt:innen zugeschnitten sind und es ihnen ermöglichen, den Wert der Mitgliedschaft bei KENAFF zu erkennen.“

Nach zweijähriger Unterstützung bei der Entwicklung von Unternehmensdienstleistungen hat KENAFF bereits ein einzigartiges und vielfältiges Dienstleistungsportfolio auf Bezirks- und Landesebene entwickelt. Zusätzlich zu unserer Zusammenarbeit hat der Verband es bereits unabhängig oder in Partnerschaft mit anderen Organisationen erweitert, beispielsweise durch die Entwicklung einer Krankenversicherung für Landwirte oder eines Digitalisierungsdienstes. Wir freuen uns, unser Engagement für diese Entwicklungen in diesem fortzusetzen und Synergien mit anderen Partnern zu nutzen, um KENAFF in diesem wichtigen Bereich weiter zu unterstützen.

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