Der kenianische Bauernverband befindet sich in den vergangenen Jahren in einem Umstrukturierungsprozess. Angesichts der Bedeutung des Agrarsektors in Kenia ist KENAFF ein entscheidender Akteur in der sozioökonomischen Transformation und Entwicklung des Landes, wie sie in den Zielen der wesentlichen kenianischen und internationalen Kernstrategien für die Landwirtschaft angestrebt wird. Vor allem spielen hier die Agriculture Sector Transformation and Growth Strategy (ASTGS, 2019-2028) und die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen eine entscheidende Rolle
Leider sind jedoch in den letzten Jahren die Mission, die operative Effizienz und die strategischen Aussichten KENAFFs aufgrund von internem und externem Druck in große Schwierigkeiten geraten. Infolgedessen hat die Fähigkeit des Verbandes die Interessen seiner Mitglieder zu artikulieren, zu fördern und zu schützen, vor so vielen Herausforderungen gestanden, dass sie im besten Fall unwirksam war und im schlimmsten Fall die Ziele der Mitglieder nicht erkannte.
KENAFF unter Zugzwang
In Kenias dezentralisiertem politischen System ist die Landwirtschaft eine dezentralisierte Aufgabe auf der Ebene der 47 Bezirke. Das bedeutet, dass die Bezirksregierungen nun für die landwirtschaftliche Entwicklung verantwortlich sind. Daraus folgt, dass die KENAFF-Bezirksverbände die operativen Knotenpunkte des Verbandes sein sollten. Im Zuge dieser Dekonzentration von Verantwortlichkeiten muss ein Großteil der Aufgaben gezielt zwischen der KENAFF-Zentrale in Nairobi und den Bezirksverbänden aufgeteilt werden. Zu Adressierung dieser Herausforderung und den oben genannten Problemstellungen arbeitet die Andreas Hermes Akademie (AHA) gemeinsam mit KENAFF. Nach einer ersten Pilotphase zur Begleitung des Umstrukturierungsprozesses der Bezirksverbände (im Bezirk Kakamega seit 2016) ist die AHA mittlerweile zusammen mit KENAFF in 12 Counties tätig.
KENAFF hat sich den Dezember 2022 als eigene Frist gesetzt, bis zu der alle KENAFF-Bezirksverbände dezentralisiert sein und ihre eigenen Geschäfte ohne existenzielle Abhängigkeiten von der KENAFF-Zentrale führen sollten. Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten des Verbandes in den vergangenen 5-6 Jahren konnte allerdings keine Jahreshauptversammlungen (AGM) gemäß der KENAFF-Satzung abgehalten werden. Dies hat zur Folge, dass die unabdingbare Notwendigkeit der Verjüngung und Wiederbelebung, die Organisationen von Zeit zu Zeit durch Führungswechsel erfahren müssen, bei KENAFF schon lange nicht mehr stattgefunden hat. Daher war es für KENAFF zunehmend schwer neue Ideen zu entwickeln und wichtige Entscheidungen zu treffen, obwohl dies nötig gewesen wäre.
Neben der Jahreshauptversammlung hatte KENAFF auch noch eine nationale Bauernversammlung zur Bestätigung ihrer neuen Strategie sowie die Abhaltung der Wahlen auf allen Ebenen geplant. Als diese Meilensteine 2019 geplant wurden war von COVID-19 noch keine Rede. Auch noch zu Beginn des Jahres war der afrikanische Kontinent noch weitgehend unberührt von der Pandemie und ihren Auswirkungen. Im Anschluss an die nationale Bauernversammlung im Januar stieg KENAFF in die Planung und Vorbereitung der Wahlen für März 2020 ein. Die Wahlen sollten zunächst auf der Ebene der Kommunen beginnen, denn hier wählen einzelne Landwirte direkt Ihre Vertreter. Doch im Mai wurde dann das öffentliche Leben auch in Kenia durch COVID-19 zunehmend eingeschränkt und KENAFF musste die Wahlen in den einzelnen Bezirken unterbrechen. Zu diesem Zeitpunkt hatten alle Wards in 28 Bezirken ihre Wahlen erfolgreich abgeschlossen.
Reaktionen auf Corona
In der Pandemie war schnelles Handeln gefragt und anstatt untätig zu sein und abzuwarten hat KENAFF sehr schnell einen umfassenden Plan zu Abfederung der Folgen von COVID-19 aufgestellt. Der Plan hat nicht nur die Mitglieder KENAFFs überzeugt! Einige Aspekte waren für die Arbeit der AHA mit KENAFF so interessant, dass man sich auf eine Unterstützung dieser Punkte mit Mitteln des Bundes sowie der EU/IFAD geeinigt hat. Hier zu nennen sind unter anderem:
- Der Aufbau eines Systems zur Informationsverbreitung via SMS (USSD) als Dienstleistung für KENAFFs Mitglieder
- Marktförderungsmaßnahmen
- Verbreitung von Markt- und Hygiene Informationen durch lokales Radio
Insgesamt war KENAFFs Ansatz weit umfassender und deckte zahlreich weitere Punkte ab. Diese Maßnahmen führten insgesamt zu einem erheblichem Popularitätsschub KENAFFS und der Verband fand sich nun in Fernsehsendungen, Zeitungen und im Radio wieder. Die Reaktion des Verbandes zeigte welche Rolle KENAFF für die Landwirte in Kenia spielt. Mit abebben der Pandemie im Spätsommer erfolgte dann die Wiederaufnahme der Wahlen Ende September, welche im Oktober erfolgreich abgeschlossen wurden.
Durch den erfolgreichen Abschluss der Wahlen und mit den neuen Bezirksvorsitzenden war der Zeitpunkt da, dass KENAFF seine Jahreshauptversammlung einberufen konnte. Mit finanzieller Unterstützung der AHA durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) war es KENAFF möglich die AGM noch für Dezember 2020 zu terminieren und sowohl einen zusätzlichen Kongress für Jungbauern und Landfrauen abhalten. Die drei Veranstaltungen waren ein Erfolg für die Organisation. Auf der Jahreshauptversammlung wurde ein neuer Vorstand in das Board von KENAFF gewählt und mit dem damit verbundenen Führungswechsel wurde somit ein wichtiger Meilenstein erreicht. Daher sind alle optimistisch und froh, dass KENAFF eine durchschlagende Wende in Richtung Verjüngung, Erholung und Wachstum vollzogen hat.
Die Stimme der Bauern – Sauti Ya Mkulima
KENAFF hat gezeigt, dass Verbände auch in schwierigen Phasen der eigenen Umstrukturierung reaktionsfähig bleiben müssen. Zusätzlich sorgte KENAFFs Antwort auf COVID-19 für eine starke Resonanz bei der ländlichen Bevölkerung, was sich auch in exponentiellem Wachstum von Mitgliedszahlen zeigen lässt. Die Corona Pandemie erzeugte „einen Wunsch nach Zusammenhalt“ in lokalen und ländlichen Gemeinschaften. Das könnte ein ebenfalls relevanter Faktor für den Erfolg KENAFFs sein. Die Andreas Hermes Akademie, der kenianische Bauernverband und die Mitglieder KENAFFs sowie weitere Partner im ganzen Land sind begeistert. Nicht nur von den Ergebnissen der Jahreshauptversammlung, sondern auch von den vielen kleinen und großen Dingen, die KENAFF in diesem Jahr erreicht hat. In den kommenden Jahren wird das Jahr 2020 sicherlich als der Beginn der Reise in Erinnerung bleiben, die KENAFF wirklich zur Stimme der Bauern in Kenia machen wird. Die AHA ist froh diesen Weg gemeinsam mit KENAFF gehen zu können.
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