Schon gewusst, dass…

von Louis Schlag

... die Bundesregierung erstmals einen umfassenden Gleichwertigkeitsbericht vorgelegt hat, der subjektive Wahrnehmungen der Bürger:innen mit objektiven Kriterien kombiniert?

Anfang Juli hat die Bundesregierung ihren ersten Gleichwertigkeitsbericht veröffentlicht, der eine bedeutende Neuerung zur Bewertung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland darstellt. Der Bericht zielt darauf ab, eine umfassende Analyse der Lebensverhältnisse in den verschiedenen Regionen des Landes zu liefern und diese zu kartieren. Im Mittelpunkt stehen dabei sowohl subjektive Wahrnehmungen der Bürger:innen als auch objektive Indikatoren zur Messung der Lebensqualität.

Wesentliche Neuerungen der Methodik

  1. Erhebung subjektiver Wahrnehmungen: Gegenüber vergleichbaren Berichten hat die Bundesregierung zum ersten Mal eine eigens hierfür angelegte Bevölkerungsumfrage in allen 400 Landkreisen und kreisfreien Städten durchführen lassen. Die Umfrage erfasst die persönlichen Einschätzungen der Bürger:innen zu Fragen der allgemeinen Zufriedenheit, Lebensqualität, wirtschaftlichen Perspektiven und Daseinsvorsorge in der eigenen Region. Für Bewohner:innen ländlicher Räume zeigt sich beispielsweise, dass hier in Bezug auf die medizinische Versorgung mit Fachärzt:innen, dem ÖPNV-Angebot, den Zugang zu lebendigen Ortszentren wie auch zur Verfügbarkeit eines auskömmlichen Einkommens eine höhere Unzufriedenheit herrscht.
  2. Kombination mit objektiven Kriterien: Besonders spannend ist die Gegenüberstellung der persönlichen Wahrnehmungen mit der Vielzahl objektiver Kennzahlen, die genutzt wurden. Hierzu gehören insgesamt 42 Kriterien aus den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft, Infrastruktur & Daseinsvorsorge sowie Klima & Umwelt. Deren Abgleich ermöglicht ein umfassendes Bild der Lebensverhältnisse und deckt immer wieder durch Karten einzelne regionale Besonderheiten auf, in der objektive Kriterien und subjektive Bewertungen auseinandergehen.
  3. Gesamtbetrachtung der regionalpolitischen Programme: Der Bericht enthält außerdem eine räumliche Untersuchung der wichtigsten regionalpolitischen Programme im Rahmen des Gesamtdeutschen Fördersystems (GFS). Dieses Fördersystem bündelt Programme verschiedener Zuständigkeiten, die darauf abzielen, die Standortbedingungen in strukturschwachen Regionen zu verbessern und so zur Stärkung gleichwertiger Lebensverhältnisse beizutragen. Mittels Karten wird erstmals transparent dargestellt, wie sich die Fördermittel der verschiedenen Programme auf die Kreise und Regionen verteilen. Durch deren Zusammenfassung bietet der Bericht außerdem eine gute Übersicht der raumwirksamen Förderprogramme aus verschiedenen Bereichen, die in Deutschland existieren.

Spannende Karten und Ergebnisse

Durch die Vielfalt der genutzten Methoden und Daten gibt der Bericht spannende Einblicke in den Zwischenstand Deutschlands in Bezug auf die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse. Grundsätzlich wird für die Mehrheit der objektiven Kriterien eine Angleichung der Lebensverhältnisse in den Regionen festgestellt. Zu den Bereichen, in denen sich Regionen bereits jetzt auseinanderentwickeln, gehört beispielsweise die gesellschaftliche Alterung. Der regional unterschiedliche demografische Wandel stellt auch zukünftige eine zentrale Herausforderung dar, die zu stärkeren regionalen Ungleichheiten führen wird.

Überblick über Angleichungs- und Abweichungsprozesse zwischen Regionen (Quelle: Gleichwertigkeitsbericht 2024, S.213)
Abb.1: Überblick über Angleichungs- und Abweichungsprozesse zwischen Regionen (Quelle: Gleichwertigkeitsbericht 2024, S.213)

Fördersystem und Ausblick

Mit Blick auf die Mittelverteilung machen die Ergebnisse außerdem die teils großen Unterschiede der Fördermittel zwischen Kreisen mit vergleichbarer Lebenssituation deutlich. Hier schafft der Bericht die Datengrundlage für eine Weiterentwicklung der Förderprogramme. Die Ergebnisse sollen zukünftig dazu genutzt werden, die politische Entscheidungsfindung und die Maßnahmen der Gleichwertigkeitspolitik gezielt weiterzuentwickeln. Insbesondere eine stärkere inhaltliche Abstimmung der Programme, ein räumlich noch stärkerer Fokus auf strukturschwache Regionen sowie eine Stärkung der kommunalen Perspektive werden bei der Weiterentwicklung als wichtige Bausteine genannt.

Unter diesem Link können Sie den Gleichwertigkeitsbericht herunterladen. Ferner besteht für Organisationen und Privatpersonen dort noch bis zum 12. September 2024 die Möglichkeit, sich an den öffentlichen Konsultationen zur Verbesserung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu beteiligen.

Der Autor

Louis Schlag

Referent Entwicklung Ländlicher Räume

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