Andere Fragen stellen sich erst, wenn wir uns diese Bushaltestellen genauer ansehen: Selbst wenn sie innerhalb der Ortschaft zentral gelegen sind, kann wirklich jede Person sie erreichen, d. h. sind sie barrierefrei? Oder bestehen sie aus einem Schild auf ein paar Quadratmetern Schotter, abgegrenzt durch einen hohen Bordstein, wo weder Rollstuhl, Rollator noch Kinderwagen hinkommen? Gibt es einen Fahrkartenautomaten bzw. können Fahrkarten beim Fahrpersonal gekauft werden oder läuft der Ticketverkauf digital? Sind die Haltestellen beleuchtet? Sind sie wind- und wettergeschützt? Gibt es dort Mobilfunknetz? – Heißt fühlen sich dort alle Menschen sicher, wenn sie auf einen eventuell nicht ganz pünktlichen Bus warten?
Und weil das immer noch nicht alles ist: Wir können auch noch einen sozialen Aspekt mit einwerfen – Lädt dieser Ort des Wartens uns zum Verweilen ein? Gibt es eine schöne Aussicht und eine nette Sitzmöglichkeit? Oder ist der Ort darauf ausgerichtet, dass niemand zu lange verweilt oder sich gar hinlegen möchte?
Die Bevölkerungsgruppen, die am meisten auf ein funktionierendes Netz öffentlicher Verkehrsmittel angewiesen sind, sind junge und ältere Personen, Frauen sowie wirtschaftlich benachteiligte Menschen. Der Ausbau ist für die Beteiligung dieser Gruppen am öffentlichen Leben und ihre persönliche Lebensführung entscheidend. Auch wenn nicht jede der aufgeworfenen Fragen bei der Planung berücksichtigt werden muss (oder ernst gemeint war), so hoffe ich doch, dass sie etwas zum Denken und auch bewussteren Wahrnehmen unseres nächsten Besuchs einer Bushaltestelle anregen.
Informationen zu gut ausgebauten und sicheren Bushaltestellen und andere Tipps zum Fußgänger:innen-Verkehr gibt es zum Beispiel beim Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) oder konkret aus der Region Ems-Jade.
Das Foto stammt von S. Tsuchia (Unsplash).