Unternehmerinnen und Work-Life-Balance: Wie bringe ich Familie, Betrieb und Ehrenamt in Einklang?

von Mareike Meyn

Corona verändert die Arbeitswelt und befeuert damit auch die Frage nach der Work-Life-Balance, denn es ist nicht einfach, im Homeoffice Arbeit und Leben voneinander zu trennen bzw. in Balance zu bringen. Dieser fließende Übergang ist Unternehmerinnen nicht fremd. Im Gegenteil: Gerade für die, die in der Landwirtschaft tätig sind, mutet eine solche Trennung oftmals absurd an. Schließlich kann das Leben mit der Natur nicht auf klar umrissene 8 Stunden Arbeitstage strukturiert werden – der Wetterbericht ist gut, heute muss gedroschen werden, nachts kalbt noch eine Kuh – die Arbeit, das Unternehmen geht vor. Deshalb ist es für Unternehmerinnen nicht erst seit Corona wichtig, das Thema Work-Life Balance bewusst verorten zu können. Dazu gab es Input, Tipps und Austausch beim 34. Unternehmerinnen-Fachgespräch (UFG).
Mareike Meyn

Zum Hintergrund: Das Unternehmerinnen-Fachgespräch (UFG) wird von der Andreas Hermes Akademie in Zusammenarbeit mit dem Deutschen LandFrauenverband und dem Deutschen Bauernverband ausgerichtet. Es wird von der Landwirtschaftlichen Rentenbank unterstützt und findet zwei Mal jährlich statt. Angesprochen werden Unternehmerinnen aus den ländlichen Räumen. Die Themen sind vielfältig und behandeln u.a. unternehmerischen Fragestellungen, Persönlichkeitsentwicklung, ehrenamtliches Engagement oder politischen Institutionen und Entscheidungsprozesse. Vom 27. -29. November 2020 wird das 35. UFG das Thema persönliche Finanzen von Frauen behandeln. Weitere Informationen und Anmeldungen hier.

Unter der Leitung von Constanze Lichti-Friedl, langjährige Trainerin bei der Andreas Hermes Akademie, Mutter von vier Kindern und Landwirtin aus Leidenschaft, wurde vermittelt, wie eine ausgewogene Work-Life Balance gelebt werden kann. Konkret ging es also darum, Familie, Betrieb, ehrenamtliches Engagement und ganz wichtig: die eigene Selbstfürsorge, unter einen Hut zu bekommen.

Work-Life-Balance ist ein Schlagwort, welches gerade mit Bezug zum Unternehmertum schnell als Work-Life Blending – die Vermischung beruflicher und privater Belange – zusammengefasst wird. Es geht darum, die Arbeit mit dem Privatleben in Einklang zu bringen. Nach Nossrat Peseschkian, Neurologe und Begründer der positiven Psychotherapie, gibt es vier Bereiche, deren Ausgewogenheit zu mehr Zufriedenheit im Leben führen, dem eigentlichen Ziel der Work-Life Balance. Erstens, der Beruf: Arbeite ich gerne und erfahre dabei Sinnhaftigkeit, Erfolg und kann davon leben? Zweitens, Beziehungen: Habe ich soziale Kontakte, Familie, Freunde, die ich regelmäßig pflege? Drittens, Gesundheit: Dazu gehört eine ausgewogene Ernährung, Schlaf, Sport und seelische Gesundheit – nehme ich mir hierfür genug Zeit? Und Viertens, Sinn und Zukunft: Lebe ich nach meinen Werten, was sind meine persönlichen Ziele?

Wie viel Zeit und Energie in welchen Bereich gesteckt wird, ist individuell unterschiedlich und hängt auch von der Lebenssituation ab. Dabei ist jedoch immer eine Balance anzustreben, die einhergeht mit dem Begriff der Selbstfürsorge, dem subjektiven Wohlbefinden, das gerade bei einer hohen Arbeitsbelastung Priorität genießen sollte.

Meine Ziele Oder: Warum benötige ich Zeit für mich?                                         

Während des UFGs tauschten sich die Teilnehmerinnen auch darüber aus, wie verschiedene Generationen das Thema Work-Life Balance für sich umsetzen und jede definierte daraufhin ihr eigenes Konzept. Dabei ist es wichtig, eigene Ziele klar vor Augen zu haben. Denn meistens ist es unsere private, persönliche Zeit, die wir beschneiden, weil es schlichtweg einfacher ist, hier zu kürzen und das Bewusstsein fehlt, was uns damit entgeht. Im UFG wurden deshalb die individuellen Wünsche und Ziele, die jede unabhängig von ihrem Unternehmen hat, herauskristallisiert. Letztendlich ist die Work-Life Balance ein kontinuierlicher Reflexionsprozess und folgende Gewohnheiten können dabei helfen:

  1. Verabredungen mit sich selbst – eine feste Zeit für Hobbies, Partnerschaft, das süße Nichtstun etc. blocken und falls etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt: Die persönliche Zeit direkt für den nächstmöglichen Zeitraum einplanen – Zeitmanagement
  2. Rituale helfen, um inne zu halten und durchzuatmen. Sich z.B. bevor der Trubel auf dem Hof beginnt mit einem Tee hinzusetzen kann dabei helfen
  3. Ein „Nein“ macht die Tür auf für ein anderes „Ja“ – Prioritäten setzen
  4. Positive Momente bewusstmachen: Wann hatte ich diese heute? Was tut mir gut? – Mehr davon in den Tagesablauf einplanen
  5. Reflexionszeit: Auf sich hören: Der eigene Körper weiß oft genau, was gut ist. Denn: Es geht um mich!

Dieser Artikel ist erschienen in B&BAgrar. Ausgabe 3/2020. Co-Autorin: Constanze Lichti-Friedl.

Die Autorin

Mareike Meyn

Geschäftsleiterin Entwicklung Ländlicher Räume

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