Vielfältige, ostdeutsche Zivilgesellschaft und kommunale Handlungsfähigkeit im Fokus – Das war das Zukunftsforum 2025 in Berlin!

von Louis Schlag

Das Zukunftsforum Ländliche Entwicklung (ZuFo) fand 2025 unter dem Motto "LAND.KANN.VIELFALT – Mach mit! - Teilhabe, Demokratie und Zusammenhalt in ländlichen Regionen" statt. Dabei standen besonders die Themen Teilhabe, demokratische Strukturen und Partizipation im Fokus. Ein spezielles Augenmerk lag zudem auf der Rolle von Frauen und Jugendlichen und ihren Gestaltungs- und Beteiligungsmöglichkeiten in ländlichen Räumen.

Auch dieses Jahr haben wir wieder zwei Fachforen mitgestaltet und dabei das Überthema um zwei weitere wichtige Aspekte bereichert. Im Fachforum 06 “Vielfalt: OST – Vorhang auf für das ländliche Ostdeutschland” ging es in Zusammenarbeit mit der Stiftung Bürgermut und dem Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum (VBLR) um die Sichtbarkeit der Vielfalt der ostdeutschen, ländlichen Zivilgesellschaft.

Den Auftakt bildete ein spannender Input von Andreas Willisch vom Thünen-Institut für Regionalentwicklung, der die Besonderheiten, Entwicklungen und Transformationen der ostdeutschen ländlichen Zivilgesellschaft nach der Wende eindrücklich herausarbeitete. Im Anschluss wurden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung wichtige Personen, Initiativen und Träger ausgezeichnet, die sich für mehr Teilhabe und Sichtbarkeit von Vielfalt im ländlichen Raum Ostdeutschlands einsetzen. Dazu gehörten Ocean Hale Meißner aus Döbeln für den Einsatz für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt, die Initiative Willkommen in Neuruppin vom Verein WiB e.V., für ihre Self-Empowerment-Arbeit mit migrantischen Jugendlichen und Gisela Winkler vom Konrad-Martin Haus in Bad Kösen, die in den Bereichen Kultur, Politik und Kommunikation inklusive Bildungsangebote auf Augenhöhe schafft.

Preisvergabe an Ocean Hale Meißner durch Hannah Vongries (Stiftung Bürgermut)

Im Rahmen der anschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass es mehr Vernetzung zwischen der engagierten Zivilgesellschaft und den klassischen aktivistischen Milieus braucht, um vor Ort starke Allianzen für mehr Teilhabe zu bilden. Zudem reicht das Ehrenamt zum Teil nicht aus – auch die politische Teilhabe und der Rechtsrahmen für die Mitgestaltung marginalisierter Gruppen müssen weiter gestärkt werden. Klar wurde auch: Vielfalt bedarf Sichtbarkeit, um aus eigenen Blasen herauszukommen und eine echte Mitsprache zu ermöglichen.

Das Fachforum 24 “Handlungsfähigkeit und Identifikation vor Ort stärken” wurde in Zusammenarbeit mit der Agrarsozialen Gesellschaft, dem Bundesverband der gemeinnützigen Landgesellschaften, dem Deutscher Bauernverband, dem Deutschem Landkreistag e.V., dem Deutschen Städte- und Gemeindebund, der Landwirtschaftlichen Rentenbank, dem Verband der Landwirtschaftskammern e.V., dem Thünen-Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen und dem Zentralverband des deutschen Handwerks durchgeführt.

Hier ging es um die Position der lokalen Ebene im politischen System in Deutschland und wie ihre Rolle und Gestaltungsspielräume gestärkt werden können. Der Auftaktimpuls dazu kam von Dr. Klaus Ritgen, der als Referent für Verfassungs- und Kommunalrecht beim Deutschen Landkreistag arbeitet. Er referierte zur Bedeutung von Gestaltungsspielräumen der lokalen Ebene und dem lokalen Zusammenwirken von Zivilgesellschaft, Kommune und Wirtschaft.

Fachforum 24 mit Heidrun Wuttke, Ann-Morla Meyer, Matthias Klös, Katharina Pötzsch, Dr. Klaus Ritgen und Dr. Beate Bajorat (v.l.n.r.)

Nach dieser inhaltlichen Klammer wurde ein Blick auf verschiedene Aspekte und Ansätze geworfen: Ann-Morla Meyer, Beraterin für erneuerbare Energien, zeigte auf, wie Ortsenergiegenossenschaften es möglich machen die Wertschöpfung der Energiewende vor Ort zu verankern. Sie berichtete über die Friedrich-Wilhelm Raiffeisen ENERGIE eG Großbardorf. Matthias Klös, Bürgermeister aus Gimbsheim, Rheinland-Pfalz zeigte auf, wie man in Gemeinden immer wieder neue Ideen anstößt und kooperativ mit verschiedenen Akteuren eine Vision für die eigene Zukunft entwickelt. Im letzten Impuls gab Katharina Pötzsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen Hochschule Lübeck und im Projekt Landvorteil, Einblicke in ihren Innovationsatlas, der verschiedene soziale Innovationen auf dem Land kartiert und aufzeigt, was Erfolgsfaktoren für innovative Macher:innen vor Ort sind.

Dabei zeigte sich: Bürgermeister:innen und Gestalter:innen vor Ort müssen ermutigt, gestärkt und für ihr Engagement gewürdigt werden, das einen zentralen Mehrwert leistet. Auf kommunaler Ebene benötigt es zudem mehr finanzielle, aber auch mehr gestalterische Freiräume ohne förderpolitische Restriktionen, um kreativ und mutig gestalten und agieren zu können.

Der Autor

Louis Schlag

Referent Entwicklung Ländlicher Räume

Das könnte auch für Sie interessant sein:

Service

Newsletter

Mit unserem Newsletter halten wir Sie persönlich auf dem Laufenden. Wir informieren Sie über das, was besonders spannend war und ist, über das was kommt und setzen für Sie inhaltliche Akzente zu unseren Themen.