Zu Beginn haben wir uns mehr oder weniger begeistert und mühevoll den Distanz- und Online-Trainings zugewandt, haben uns verschiedenste Software- oder Plattformbedienungen angeeignet und mit der vermeintlich „unmenschlichen“ Technik menschlichen Themen diskutiert und trainiert oder einfach nur zu online-Treffen mit Austausch eingeladen. Wieder mancher Skepsis stellten wir fest, dass doch viel mehr möglich ist als gedacht im digitalen Raum und mittlerweile sind online-Meetings und agiles Arbeiten aus weiten Bereichen des beruflichen, aber auch des privaten Lebens nicht mehr wegzudenken. Dennoch war im Sommer ein deutlicher Wunsch nach Präsenzveranstaltungen zu spüren, wenn der Aufwand in angemessenem Rahmen blieb. Allerdings haben wir wohl alle die Termindichte und Intensität zu spüren bekommen.
Nach dem 2. Lockdown wurden wir gefragt oder bekamen Diskussionen in Unternehmen und Organisationen mit, in denen es darum ging, was nun in neuer Form beibehalten wird oder bei welchen Themen und Veranstaltungen ein persönliches Treffen wichtiger ist. Welche Bedingungen spielen dafür eine Rolle?
Vernetzung und Digitalisierung nehmen immer mehr zu und gehören mittlerweile zum Alltag über die Generationen hinweg. „Mehr denn je leben wir seit Corona in einer real-digitalen Welt, in der die strikte Trennung zwischen „analog“ und „virtuell“ vollends obsolet wird“, beschreibt das Zukunftsinstitut. Digitale Lösungen für unsere menschlichen Bedürfnisse und Fragenstellungen sind nicht mehr wegzudenken und eröffnen sogar weitreichende Möglichkeiten. Gleichzeitig scheint dennoch ein Bedürfnis nach individuellem und themenspezifischem Austausch gewachsen zu sein, das noch länger anhalten wird und der Wunsch nach Verbundenheit und Zugehörigkeit wird voraussichtlich sowohl analog als auch im Netz gestillt werden.
Dabei werden Ausgleich und Ausbalancierung eine wichtige Rolle spielen, weder nur die technischen Lösungen noch die absolute Verweigerung dessen scheinen der goldene Weg zu sein. So also auch in der Arbeitswelt und in der Weiterbildung: new work und Wissensmanagement werden zukünftig die Vorteile der mobilen Lösungen nutzen und sich mit Phasen der analogen Welt abwechseln, um nachhaltig der körperlichen, mentalen und seelischen Stabilität gerecht zu werden. Wenn es um reinen Wissenserwerb oder -zuwachs geht, dann ist die digitale Toolbox prall gefüllt und jede/r Lernwillige kann sich im eigenen Tempo und zu individuellen Zeiten daraus bedienen. Doch tut man sich erfahrungsgemäß leichter, wenn auch hier ein Wissen um eine Lerngruppe oder einen Kreis Gleichgesinnter den inneren Schweinehund mit an die Leine nimmt, damit die Disziplin und Konsequenz aufgebracht wird, im Selbststudium Inhalte zu konsumieren.
Zur Reflexion und Diskussion schätzen Menschen dann aber doch häufig den direkten und persönlichen Austausch und es ist oft auch wichtig, ab und an das gewohnte Umfeld zu verlassen, um auch gedanklich neue Wege zu beschreiten. Dies spricht auch zukünftig für gezielten, persönlichen Austausch und Begegnung.
Eine Herausforderung stellen unserer Erfahrung nach hybride, das heißt gleichzeitig in Präsenz vor Ort und mit online zugeschalteten Teilnehmenden, stattfindende Formate dar. Es bedarf richtig guter Technik, großer Achtsamkeit der jeweiligen verantwortlichen Veranstalter und Teilnehmenden, damit ausgewählte Methodik und auch Zeitspannen für alle Beteiligte angemessen gestaltet sind. Denn vor Ort vergeht die Zeit oft schneller, ist beispielsweise automatisch mehr Abwechslung der Sitz-bzw. Stehpositionen und Gesprächspartner gegeben als online vor dem technischen Endgerät.
Ein abschließendes Fazit kann noch nicht gezogen werden, denn wir befinden uns zum einen immer noch mitten im digitalen Wandel und andererseits bedarf die aktuelle Situation wieder einmal den achtsamen Umgang mit dem Zwiespalt zwischen dem Bedürfnis nach Kontakt, Nähe und sozialem Austausch einerseits und andererseits dem Bedürfnis und der Fürsorge nach Sicherheit für die Gesundheit.
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