Wie junge Menschen sich gegen Wüstenbildung einsetzen

Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) arbeitet das Globalvorhaben zur Stärkung bäuerlicher Organisationen für nachhaltige Agrarentwicklung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) mit den Partnerorganisationen Andreas Hermes Akademie (AHA) und dem Deutschen LandFrauenverband (dlv) zusammen, um in Uganda bäuerliche Organisationen zu stärken und ihnen Gehör zu verschaffen. Wie etwa im Rahmen der Feierlichkeiten im Juni 2024 rund um das 30-jährige Bestehen des Übereinkommens zur Bekämpfung der Wüstenbildung der Vereinten Nationen (UNCCD). Junge Menschen wie Richard hatten hier die Möglichkeit, ihre Erfahrungen auf internationalem Parkett einzubringen und andere zu inspirieren.
Richard Semwanga, Präsident der Uganda National Young Farmers' Association UNYFA, bei einem Besuch in Bonn, Deutschland. © Claudia Jordan/GIZ

Richard, Landwirte auf der ganzen Welt und in Uganda stehen vor schwerwiegenden Problemen in Bezug auf Verlust der Bodengesundheit, der Wälder, der Artenvielfalt und des Wassers. Können Sie ein Beispiel nennen, wo Sie diese Auswirkungen am stärksten spüren?

In meinem Land sind über 80 Prozent der Gesamtbevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Allerdings haben die jungen Leute keinen Zugang zu den verschiedenen Produktionsmitteln, Finanzen, Maschinen, Land oder Märkten. Letztendlich müssen sie die Umwelt stark belasten, weil dies für sie die einzige Möglichkeit ist, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Eine der Haupttätigkeiten ist das Verbrennen von Holzkohle als Brennstoff. In meinem Land werden massiv Bäume abgeholzt.

Wie sieht das konkret aus?

Holzkohle wird in kurzer Zeit produziert. Und viele Jugendliche in meinem Land wollen das schnelle Geld. Sie fällen eine Menge Bäume, um daraus Holzkohle zu gewinnen, verbrennen das Material und verkaufen es dann. Die Menschen verwenden Holzkohle zum Beispiel zum Kochen. Es werden auch massenhaft Nutzpflanzen angebaut. Mit der zunehmenden Technisierung der Landwirtschaft setzen die Landwirt:innen Traktoren ein und holzen Bäume ab. Sie müssen sogar die Baumstümpfe für die Traktorarbeiten entfernen. Das lässt sich auch an dem zunehmenden Einsatz von Agrochemikalien ablesen. Diese sind in meinem Land nicht reguliert. Ein Landwirt weiß buchstäblich nicht, welche Chemikalie er zu welchem Zeitpunkt einsetzen und wie er sie entsorgen soll. Die Mittel landen in den Gewässern. Sie beeinträchtigen einige der natürlichen Faunen, die Insekten, die uns bei der Bestäubung der Pflanzen helfen würden.

Außerdem steigen die Temperaturen an. Es gibt keine zuverlässigen Niederschläge. Wir haben immer zwei Jahreszeiten in unserem Land. Die regenreiche Zeit beginnt normalerweise Anfang März und endet im Juni. Im vergangenen begannen die Niederschläge erst Anfang April und hielten nur zwei oder drei Wochen lang an. Wasserknappheit ist jetzt ein Problem und wir haben nicht genügend Weiden, was ein Problem für die Viehwirtschaft ist.

Wie können Sie in Ihrer Organisation junge Menschen dazu befähigen, sich als Verwaltende des Landes diesen Herausforderungen zu stellen?

Wir haben ein politisches Positionspapier speziell zum Klimawandel formuliert. Wir wollen es im Parlament vorstellen, nur haben wir noch keinen Termin für unsere Präsentation bekommen. Aber wir glauben, dass wir ihn bald bekommen werden. Wenn wir es vorstellen, erwarten wir einige Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels. Wir haben bereits Maßnahmen vorgeschlagen, um Zugang zu Produktionsmitteln, Setzlingen und finanziellen Mitteln zu erhalten. Das Pflanzen von Bäumen erfordert auch Ressourcen, welche die Jugendlichen selbst vielleicht nicht haben. Wir arbeiten mit verschiedenen Partnern zusammen, um über zwei Millionen Bäume zu pflanzen und zu pflegen. Unsere Mitglieder, sowohl Bäuerinnen als auch Bauern, nehmen daran teil. Einer von ihnen hat über zehn Hektar gepflanzt. Die Bäuerinnen und Bauern werden direkt davon profitieren. Wir setzen uns außerdem für die grüne Energie ein, insbesondere für Biogas. Wir helfen den Landwirt:innen stets dabei, Biogasanlagen zu geringen Kosten zu errichten.

Wir haben uns bei unseren Mitgliedern auch für die Agroforstwirtschaft eingesetzt, insbesondere auf Bezirksebene mit den Verbänden der Jungbäuerinnen und Jungbauern. Wir bauen die Fähigkeit dieser Landwirt:innen auf, alles, was sie aus ihren verschiedenen Produktionszyklen gewinnen, zu recyceln, um Treibhausgase zu vermeiden. Wir bemühen uns sehr, mit den verschiedenen Partnern und Regierungen zusammenzuarbeiten. Wenn wir die etablierten Strukturen unserer Organisation nutzen können, wird es einfacher, Informationen über Umwelt, Klimawandel und Wüstenbildung zu verbreiten.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt gemeinsam mit der Andreas Hermes Akademie (AHA) und dem Deutschen LandFrauenverband (dlv) Bäuerinnen in Uganda. Hilft dies in dieser Hinsicht?

Das tut es, denn wenn man sich das Engagement der Frauen ansieht, sind sie die aktivsten Landwirt:innen. Etwa 76 Prozent der ugandischen Frauen sind in der Landwirtschaft tätig und betreiben die Primärproduktion. Es ist sehr sinnvoll, dass sie sich dessen bewusst sind und ihre Kapazitäten ausbauen. In dem Programm, das wir mit der GIZ und dem dlv durchführen, bauen wir die Kapazitäten der Landwirtinnen, aber auch der Landwirte auf. Wir stellen Verbindungen zu verschiedenen Ressourcen, wie Finanzen her. Wenn wir in diesen Bauerngruppen für das Sparen und den Aufbau von Finanzkompetenzen werben, werden sie gestärkt. Das bedeutet, dass sie über ein wenig Geld verfügen können, um Setzlinge zu kaufen und Land zu pachten. Jetzt können sie verschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung der Wüstenbildung und des Klimawandels durchführen.

Das Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) wird dieses Jahr 30 Jahre alt. Als Jugendvertreter haben Sie anlässlich des Welttages zur Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre eine Botschaft an die internationale Plattform verfasst. Was ist Ihre Botschaft an diese internationale Plattform in Bezug auf Ihr Land?

Uganda ist ein junges, wachsendes Land, in dem über 75 Prozent der Menschen zwischen 18 und 24 Jahre alt sind. Politische Lobbyarbeit erfordert die Einbeziehung der Jugend, denn junge Menschen müssen ihre Interessen einbringen. Niemand sonst kann über die Zukunft der Jugend sprechen. Sie wissen, was sie bedrückt, sie wissen, was sie wollen, und sie wissen, dass sie viele sind.

Ich glaube, die Jugend ist sehr innovativ und hat ziemlich brillante Ideen und Interventionen. Diese müssen gehört werden, sie müssen an Bord geholt werden und mit den bestehenden Maßnahmen, Ideen oder Politiken abgestimmt werden. Denn ich habe festgestellt, dass sich die Jugend von solchen Maßnahmen abwendet, wenn sie nicht einbezogen wird.

Wenn junge Menschen angehört werden und Zugang zu verschiedenen Ressourcen und Finanzmitteln haben, würden sie sich eher an der Wertschöpfung beteiligen, anstatt zur massiven Abholzung beizutragen.

Das Interview führte Claudia Jordan, GIZ

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