Zehn Jahre FriedensBrot: Landwirtschaft, Verständigung und Frieden gehören zusammen

von Dr. Anoush Steinberger-Ficiciyan

Vom 30. September bis zum 2. Oktober 2024 fand in der Heimvolkshochschule am Seddiner See und der Stadt Berlin eine besondere Veranstaltung statt: Die 10. Jahreskonferenz der Initiative „FriedensBrot“, mit dem Motto „PeaceBread across generations: Ready for the next start - Promoting European dialogue for peace and agriculture“.
Gemeinsames Denken, Vernetzen und Feiern: Die zivilgesellschaftlichen Partner und Freunde des FriedensBrot-Netzwerks schließen den Netzwerkteil 2024 mit einer gemeinsamen Deklaration erfolgreich ab. Fotografin: Khristina Jalowa

Mit der Rückkehr des europäischen FriedensBrotes an seinen Ursprungsort, dem ehemaligen Todesstreifen an der Berliner Mauer, wurde gemeinsam mit Schirmherr und Bundesminister Cem Özdemir sowie dem Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Dr. Christian Stäblein ein bedeutsames Jubiläum gefeiert. Als Akademie war es uns ein wichtiges Anliegen FriedensBrot e. V. in der Planung und Umsetzung der Konferenz zu unterstützen und begleitend dabei zu sein.

FriedensBrot e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, den Zusammenhang zwischen Friedenssicherung und nachhaltiger Landwirtschaft in Europa hervorzuheben. Durch die Zusammenarbeit mit Partnern aus Ländern, die nach 1989 der Europäischen Union beigetreten sind oder eine Beitrittsperspektive haben, setzt sich der Verein für Frieden und Völkerverständigung ein.
Seit seiner Gründung im Jahr 2014 vereint er Deutschland und elf Partnerländer aus Mittel- und Südosteuropa hinter dem ehemaligen „eisernen Vorhang“ in einem einzigartigen Netzwerk. Der Verein hat seinen Ursprung in einem symbolträchtigen Projekt: dem „Mauerroggen“. Dieser Roggen wurde auf dem ehemaligen Todesstreifen an der Berliner Mauer gesät, geerntet und mit Roggen aus den Partnerländern in ein gemeinsames europäisches FriedensBrot verwandelt. Dieses Brot steht seither für die Überwindung von Konflikten, den Zusammenhalt und die gelebte europäische Solidarität. Besonders bedeutsam ist, dass seit 2024 auch Finnland und die Ukraine als Gastländer mit dabei sind und erstmals ukrainischer Roggen Teil des gemeinsamen FriedensBrotes wurde. In Zeiten des Krieges in Europa kommt dem FriedensBrot-Projekt eine besondere Bedeutung zu. Neben der Erinnerung an die Geschichte – insbesondere an den Mauerfall und die Überwindung des Eisernen Vorhangs – versteht sich das Netzwerk auch als Brücke in die Zukunft, für junge Generationen in der Landwirtschaft.

Die diesjährige dreitägige Konferenz markierte den Höhepunkt von zehn Jahren erfolgreicher Netzwerkarbeit. Gestartet wurde am 30. September 2024 an dem Seddiner See mit der inhaltlichen Arbeit der Partner im Netzwerk sowie einer Exkursion zu der Agrargenossenschaft Trebbin. Der 1. Oktober 2024 endete mit einem festlichen Brandenburg-Abend auf Einladung der Landesregierung, bei dem die Teilnehmer:innen den Austausch vertieften und neue Impulse für die künftige Arbeit setzten.

Die Paneldiskutanten gemeinsam mit Bundesminister Cem Özdemir und Dr. Gibfried Schenk – Geschäftsführer von FriedensBrot e.V. Von links: Dr. Gibfried Schenk; Kazys Starkevičius - Minister für Landwirtschaft, Litauen; Witalij Kowal - Minister für Landwirtschaftspolitik und Ernährung, Ukraine; Piret Hartman - Ministerin für regionale Angelegenheiten und Landwirtschaft, Estland, Cem Özdemir - Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Deutschland; Anton Blöth - Vorsitzender von FriedensBrot e.V.; Sandra Eimane - Vorsitzende des Young Farmers' Club, Lettland; Ilia Prodanov - Vorsitzender des Nationalen Getreideerzeugerverbandes, Bulgarien. Fotografin: Khristina Jalowa

Am 2. Oktober wurde die Jubiläumskonferenz mit einem Festakt in der Katholischen Akademie Berlin sowie mit einer Paneldiskussion mit hochrangigen Vertreter:innen aus Politik und Zivilgesellschaft der Partnerländer fortgesetzt. Besonders emotional war die anschließende feierliche Zeremonie in der Kapelle der Versöhnung an der Berliner Mauer. Hier wurde das symbolträchtige FriedensBrot aus Roggen gesegnet und an die Teilnehmer:innen verteilt.

Nicht nur schön anzuschauen, sondern auch außerordentlich lecker! Die FriedensBrote gebacken von der Bäckerei Zimmermann in Berlin inmitten der Erntedankdekoration gesponsort und liebevoll aufgebaut von den Landfrauen aus Berlin/Brandenburg. Fotografin: Khristina Jalowa

Im Rahmen der Veranstaltung appellierte Bundesminister Cem Özdemir eindringlich an die Teilnehmenden: „Wer glaubt, […] die Freiheit, opfern zu können, um Frieden zu bekommen, wird am Ende beides verlieren.“ und hob die enge Verknüpfung von Freiheit und Frieden hervor. Zum feierlichen Abschluss überreichte der Bundesminister das europäische FriedensBrot an den ungarischen Vertreter, womit Ungarn offiziell die Rolle des Gastgeberlandes für die Konferenz im Jahr 2025 übernimmt.

Offizielle Übergabe des gesegneten FriedensBrotes von Deutschland an Ungarn zu Ausrichtung der Konferenz 2025. Fotografin: Khristina Jalowa

In einer gemeinsamen Erklärung während der Konferenz appellierten die Partner eindringlich, den europäischen Dialog weiterzuführen, die Zusammenarbeit zu vertiefen und vor allem die junge Generation aktiv einzubinden.
Der Verein plant ab 2025 mit „Sourdough C(h)amps“ ein neues Format für den Dialog zwischen jungen Menschen aus den Partnerländern zu schaffen. Eine Botschaft der Verantwortung.

Mit Blick auf die kommenden Jahre bleibt das FriedensBrot ein lebendiges Zeichen für gelebte europäische Werte – getragen von der Überzeugung, dass Frieden und Zusammenarbeit die Grundlagen für eine nachhaltige Zukunft sind.

Wir danken allen Beteiligten und Unterstützern dieser Jubiläumskonferenz und laden herzlich dazu ein, sich auch in Zukunft über die Aktivitäten der Initiative „FriedensBrot“ zu informieren.

Wir bedanken uns bei Khristina Jalowa (Nürnberg) für die Aufnahme und bei FriedensBrot e.V. für das Bereitstellen der Bilder.

Die Autorin

Dr. Anoush Steinberger-Ficiciyan

Programme Manager international

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